Zabargad Dive-Resort Hamata von: Ivo

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Ivo
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Zabargad Dive-Resort Hamata von: Ivo

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Zabargad Dive-Resort Hamata
Autor: Ivo

Tag 1
Lang, elend lang kommt sie einem vor – die Anreise ins Land der Pharaonen.
Fast 22 Stunden ist es nun her, dass ich mich aus dem heimischen Bett gequält habe. Nicht das ich dort geschlafen hätte, zu groß war die Aufregung, die ich trotz meiner bereits siebten Reise in das Land am Nil verspürte. Nach Ägypten zum Tauchen zu reisen, ist halt doch etwas anderes als der heimische Baggersee um die Ecke. Aber vor die Freude des Tauchens hat Neptun die Qual des Ankommens gesetzt - wie ich diesen Aufwand hasse…

Es ist nun kurz nach 22.30 und der Tag steckt mir in den Knochen. Nicht nur die Fahrt mit dem Wagen nach Düsseldorf bei strömendem Regen und die dortige Suche nach dem gebuchten Parkplatz haben an den Nerven gezerrt. Auch die immer kürzer werdende Zeit vor dem Check In, wegen einer doppelten Sicherheitskontrolle, trieben mir den Hetzschweiß auf die Stirn. Nicht, dass es ein wirkliches Problem gewesen wäre meinen Hartenberger 500 (known as Mother) durch die Sicherheitskontrollen zu bekommen. Wenn man sich aber um 5.45 noch immer beim Sicherheitspersonal den Sprengstoffuntersuchen hingeben muss, während man schon über Lautsprecher für den um 6.00 gehenden Flug ausgerufen wird, wird einem langsam warm.

Nun – irgendwann war auch diese Hürde genommen und man schloss die Kabinentür unseres A320 kurz nach unserer Ankunft. Mit nur 15 Minuten Verspätung hebt der Airbus dann auch schon in Richtung Marsa Alam ab. Ich habe es mit meinem Buddy Nannette noch geschafft. Endlich auf dem Weg in eines der schönsten Tauchreviere der Welt.

3700 Kilometer und ca. 4,5 Stunden später werden wir gebeten, die Sicherheitsgurte anzulegen und die Sitze in eine gerade Position zu bringen – der Landeanflug auf den Flughafen Marsa Alam steht bevor. Ein Genuss für jeden, der einen stabilen Magen hat. Eine Tortour für jeden, der auch mit Seekrankheit Probleme hat.

Dass der Flughafen in Marsa Alam erst vor wenigen Jahren seine Pforten geöffnet hat, erkennt man schnell. Der Bauzustand ist um einiges besser als der Flughafen in Hurghada. Sowohl die Kofferausgabe, als auch die Einreiseformalitäten sind recht schnell erledigt, wenngleich man gestehen muss, dass wir das einzige Flugzeug waren, welches gerade abgefertigt wurde.

Bereits beim Betreten des Flughafengebäudes, werden wir von einem Mitarbeiter von Orca, unserem Reiseveranstalter, empfangen. Ein kurzer Abstecher in den Duty Free Shop für eine Stange Zigaretten und eine Flasche Schlummertrunk und schon geht es zum Kleinbus für den Transfer in das noch immer 120 Kilometer entfernte Zabargad Dive-Resort.

Nun kenne ich die Trostlosigkeit der Umgebung um Hurghada ja schon von früheren Reisen. Je weiter man sich jedoch in den Süden begibt, desto mehr hat man das Gefühl, am Ende der Welt angekommen zu sein. Begleitet von arabischen Klängen aus den Autolautsprechern und einem nicht schweigen wollendem Handy unseres ägyptischen Fahrers, lassen wir nach zweistündiger Fahrt Hamata hinter uns. Hamata als Stadt bezeichnen zu wollen, wäre doch reichlich übertrieben. Vielmehr ist es eine kleine Ansammlung weniger Häuser rechts und links der gut ausgebauten Schnellstraße, welche den touristischen Norden mit dem wenig besiedelten Süden verbindet.

Wie eine Erlösung erscheint in der Ferne die Anlage des Zabargad Dive-Resorts, die sich mit ihren sandfarbenen, im orientalischen Stil errichteten Gebäuden wie eine Fata Morgana aus der Wüste erhebt. Endlich angekommen.

Der Kleinbus hat gerade angehalten, als wir auch schon von Steffen, einem Angestellten der Orca Basis in Empfang genommen werden. Braun gebrannt mit Sonnenbrille und im Staff-Shirt der Basis, sehen die Guides doch irgendwie alle gleich aus. Nur so freundlich wie dieser Vertreter der Basis sind sie bei weitem nicht alle.
Bis zur Rezeption des Hotels sind es nur wenige Meter und kaum eingetroffen, wird uns ein kühler Saft als Willkommenstrunk kredenzt. Die Formalitäten sind innerhalb 5 Minuten erledigt und wir bekommen unseren kleinen Bungalow zugewiesen. Das Gepäck braucht hier niemand selbst tragen. Sehr angenehm wenn man den Zentner Tauchgerödel endlich los wird.

Es ist 15.15 und wir werden von Steffen gebeten um 15.45 zur Tauchbasis zu kommen, um dort ein zu checken. Die halbe Stunde reicht uns bequem aus, um unsere Koffer auszupacken und die Tauchpässe rauszukramen. Der Weg zur Basis ist von unseren Bungalow denkbar kurz – keine 2 Minuten Fußweg zaubern mir ein Lächeln auf die Lippen, werden wir den Weg die kommende Woche doch noch einige Male laufen müssen.

Steffen ist bereits da und beginnt zugleich uns in den Basisablauf einzuweihen. Praktischerweise ist der Tauchbasis auch eine Bar mit wunderschöner kleiner Terrasse angeschlossen, so dass ich jetzt auch zu meinem ersten ersehnten Bierchen des Tages komme.
Nach dem ersten Schluck werden Erinnerungen an den letzten Ägyptenaufenthalt wach – Sakara ist halt doch ein wenig gewöhnungsbedürftig für den verwöhnten deutschen Biertrinker. Was soll’s – es gibt kein Anderes.

Die Tauchbasis macht auf Anhieb einen hervorragenden Eindruck. Alles ist aufgeräumt, organisiert und macht für ägyptische Verhältnisse schon fast einen klinisch sauberen Eindruck. Ein großzügiger Empfangsbereich mit perfekt sortiertem Leihequipment, welches nicht den Eindruck erweckt, dass schon Ramses I damit getaucht sei. Der Umkleideraum für die Gäste ist großzügig bemessen und jeder bekommt eine Kunststoffkiste mit seinem Namen, zur Aufbewahrung der Ausrüstung für die nächsten Tage. Zwei wirklich große Becken mit frischem Wasser zum Spülen der Ausrüstung, warten auf stinkendes Neopren und alles was man mit ins Meer geschleppt hat. Auch hier ist wirklich alles perfekt organisiert. Einzig eine Dusche für nach dem Tauchgang vermisse ich anfangs. Tatsächlich brauche ich sie nicht, wie sich in den folgenden Tagen zeigen wird.

Die Formalitäten auf der Basis sind erledigt und wir gehen zurück zu unserem Bungalow, um uns häuslich einzurichten. Die Bungalows sind klein, bestehen aus nur einem Zimmer und einem kleinen Bad. Für uns Beide allerdings mehr als ausreichend. Die beiden Einzelbetten sind groß genug und straff gefedert. Ein großer Schrank und ein paar Ablagen nehmen all das auf, was wir zuvor mühevoll aus der Heimat angeschleppt haben. Für meine mehr als 20 Kilo Fotoequipment finde ich auch genügend Platz.
Einen Kühlschrank, vorgefüllt mit Cola, Wasser, Saft und logisch – Sakara haben wir ebenfalls. Und dann die erste Überraschung des Tages:

Am Tag vor der Abreise habe ich noch Wahrmut, der das Zabargad Resort um die gleiche Zeit im Vorjahr besuchte, wegen einer kühnen Frage angerufen. Ich fragte Ihn, ob es Sinn machen würde eine Eisschale für den Kühlschrank mitzunehmen, da ich meinen obligatorischen Schlummertrunk mit meinen drei Freunden, Jim, Beam und Cola, dann doch lieber mit Eiswürfeln genieße.
Kühn war die Frage in sofern, da ich ja nun schon einige male im Land der Pharaonen zum Tauchen war und Eis in der Wüste nunmal so selten ist wie der Wal im Rhein. Den Zahn hat mir Wahrmut dann auch mit einem eher mitleidigen Lächeln ziehen wollen. Aber jetzt sitze ich draußen auf der kleinen Terrasse unseres Bungalows, tippe die ersten Zeilen dieses kleinen Reiseberichts und halte eben diese drei Freund in der Hand – mit Eis, welches bereits fertig in der Minibar unserer Unterkunft auf mich wartete. Wow! Ich bin geplättet.
Meine drei Freunde auf dem Mäuerchen neben mir, dass Notebook schreibender weise auf den Knien, läuft mir dann bei sternklarer Nacht auch noch ein kleiner Wüstenfuchs vor den Füßen her, der sich wohl auf nächtlichem Raubzug nach Mäusen in der Hotelanlage eingenistet hat. Müll durchwühlen wird er hier kaum können – es gibt schlichtweg keinen.
Hallo Ägypten endlich angekommen – gute Nacht für heute.

Tag 2
8.15 Uhr – der Wecker klingelt und draußen brennt bereits der Planet. Schnell in die Dusche und ab zum Frühstück, bevor um 10.00 der erste Tauchgang ansteht.
An der Basis angekommen, stellen wir unsere Kisten vor die Tür, wo sie umgehend auf einen Karren geladen werden. Seine eigene Ausrüstung braucht hier niemand an den ca. 150 Meter entfernten Steg des Hausriffs schleppen. Den Karren zieht Prinz Ali persönlich – der tierische Angestellte der Orcabasis. Prinz Ali ist ein Esel, der schon seit Jahren zum Stammpersonal gehört und den Weg zum Steg und zurück sicher schon viele tausendmal gegangen ist.

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Nur mit dem Tauchanzug bekleidet und Kamera in der Hand machen wir uns auf den Weg zum überdachten Pavillon am Steg, wo wir uns in aller Ruhe in Schatten gehüllt für den Tauchgang fertig machen. Steffen hält ein kurzes Briefing ab und entlässt uns nach und nach ins Wasser. Ein wenig Überwindung kostet es schon aus knapp 3 Meter Höhe vom Steg ins kühle Nass zu springen. Es ist aber eindeutig die einfachste und sicherste Methode ins Wasser zu kommen. In 5 Meter Tiefe wartet Agnes, Ihres Zeichens ebenfalls Angestellte der Tauchbasis auf uns, um ein kurzen angekündigten Check unserer Tauchkünste vorzunehmen.
Einmal Maske ausblasen und eine Wechselatmung, bringen für einen Augenblick vergangene Tauchkurse in Erinnerung.
Danach entlässt sie uns winkend und wir haben das Rote Meer ungestört für uns. Ein Traum! Unter dem Steg erwartet uns Bruno, ein mehr als kapitaler Barakuda, den man uns beim Briefing schon angekündigt hatte. Und Bruno ist die Ruhe selbst, wohl wissend, dass er von uns nichts zu befürchten hat. Warum auch? Haben wir doch einen riesigen Respekt vor dieser gut 1,60m großen Gestalt, dessen Maul von messerscharfen Zähnen nur so strotzt. Deutlich weniger Respekt haben die kleinen Putzerfische, welche Bruno gerade von Resten der letzten Mahlzeit zwischen seinen Zähnen befreien, sie wissen, dass ihnen nichts geschehen wird.

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Wir verlassen Bruno und den Steg tauchend in nördliche Richtung. Das Riff ist bis in eine Tiefe von ca. 18m, wo es in eine Sandebene übergeht, mit Hartkorallen bewachsen. Rifffische wohin das Auge schaut. Die verschiedenen Arten zählen zu wollen scheint unmöglich. Papageienfische, Falterfische, Doktorfische, Drückerfische – kurzum alles was man vom Roten Meer kennt, scheint sich versammelt zu haben. Das Riff ist völlig in Takt, wie sich unschwer erkennen lässt. Ein wirklicher Genuss für jeden Taucher und Fotografen. Nach etwas mehr als einer Stunde, mahnt uns unser Luftvorrat die breite Leiter am Steg zu erklimmen und an die Oberfläche zurück zu kehren. Die Fotografen hängen ihr Equipment an einem Seil ein, welches auch sogleich von helfenden Händen auf dem Steg nach oben gezogen wird.
Oben angekommen ziehen wir uns aus und schon ist Prinz Ali wieder da, der das nicht mehr benötigte Tauchgerödel zur Basis kutschiert.

Tag 3
7.15 – der Wecker rappelt erneut. Noch schlaftrunken schäle ich mich aus der Bettdecke und springe unter die Dusche. Um 8.30 ist Abfahrt an der Tauchbasis zum Bootsteg nach Hamata. Heute tauchen wir das erste Mal vom Schiff aus. Vorher gönnen wir uns aber noch ein kleines Frühstück auf der Terrasse des Speisesaals. Eigentlich ist der Speisesaal nur als Buffet gedacht – darin essen tut niemand, weil es draußen viel schöner ist. Im Winter mag das anders aussehen.
Wer wie ich auf Schafskäse zum Frühstück steht, wird zufrieden sein. Ein Frühstücksverwöhnter wird wohl nicht ganz auf seine Kosten kommen. Egal – gleich geht’s zum Tauchen.

8.30 – das Papamobil fährt pünktlich zum Kai von Hamata ab. Kai ist gut – das Ding ist eine Hinterlassenschaft von General Montgomery aus dem zweiten Weltkrieg – seitdem wurde auch nichts mehr daran geändert – Afrika halt…


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Das Verladen der Ausrüstung geht schnell, schleppen braucht man auch hier wieder nichts selbst. Die Bootscrew ist sehr freundlich und hilfsbereit.

9.00 – das Schiff legt ab. Die Tagesausflugsboote sind tatsächlich mehr Schiffe als Boote. Irgendetwas zwischen 25 und 30m werden sie wohl haben. Die Größe ist durchaus den Safaribooten ebenbürtig, was dann auch für einigermaßen ruhige Überfahrten sorgt, wenn der Seegang nicht allzu heftig ist.

Nach gut 70 Minuten ist der erste Tauchplatz „Abu Galawa Soraya“ erreicht. Das bedeutet soviel wie „Vater der Lagunen Prinzessin“. Arabisch ist eine sehr blumenreiche Sprache, auch wenn sich für uns Mitteleuropäer beinahe jedes gesprochene Wort wie eine Kriegserklärung anhört. Nun, wie auch immer – die Prinzessin zeigt sich heute von Ihrer besten Seite und beschert uns eine ruhige See und so gut wie keine Strömung.
Der Schoß der Prinzessin stellt sich als wunderschöner Hartkorallengarten dar, welcher zum relaxten Genießen einlädt. 65 Minuten dauerte unser erster Ausflug in Neptuns Reich, bei einer maximalen Tiefe von 16 Metern. Da war es wieder das Feeling eines ausgedehnten Unterwasserspaziergangs in einem der schönsten Meere der Welt.
Ein kleines Wrack eines vor 20 Jahren gesunkenen amerikanischen Segelbootes gibt es hier auch zu sehen. Der Kapitän war dem Alkohol zum Unfallzeitpunkt wohl nicht ganz abgeneigt.


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Zurück an Bord werden nach dem Anlegen der Ausrüstung die leeren Flaschen gegen Volle getauscht und die Ausrüstung für den zweiten Tauchgang vorbereitet. Dann mal kurz abduschen und schon ist das Mittagessen auf dem Tisch. Die Verpflegung an Bord ist ebenfalls reichhaltig und lecker. Den Schafskäse vom Frühstück gibt es auch hier. Die Mittagsration liegt bei 3-4€ und ist jeden Cent wert.

Weiter geht es in einer 30 min. Fahrt zum nächsten Tauchplatz. Shaab Haman unterscheidet sich vom vorherigen Tauchplatz nur unwesentlich. Auch hier gibt es traumhafte Hartkorallenberge, in deren Spalten sich allerhand Kleingetier entdecken lässt. Falter-, Kugel-und Doctorfische sind allgegenwärtig. Ein weiterer Spaziergang von 68 min. und max. 19m Tiefe waren ein Genuss.

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Kurz nach Rückkehr an Bord werden die Leinen auch schon losgemacht und es geht zurück zu Montgomerys Hinterlassenschaften.
Das Papamobil wartet schon auf uns und die Ausrüstung bleibt für den nächsten Tauchtag an Bord. Die Crew schläft auf dem Schiff, so dass man keine Angst haben muss, dass etwas Beine bekommt. Wer am Hausriff Nachttauchen möchte, sagt dem Guide Bescheid und die Ausrüstung wird mit dem Pickup zurück in das Resort gefahren. Das funktioniert völlig problemlos. Ein schöner Tauchtag geht zu Ende und ich beschließe sie auf der kleinen Terasse vor unserem Bungalow mit meinen 3 Freunden: Jim, Beam, Cola mit Eis.

Tag 4
Das Schiff hat bereits festgemacht am „Abu Galawa Kebir West“. Nach dem ausführlichen Briefing beschließe ich das Tokina 12-24 und den Domeport zu montieren, schließlich steht Wracktauchen auf dem Programm. Kein sonderlich Großes, gerade einmal 36m Länge und 7,5m Breite hat der im zweiten Weltkrieg gesunkene chinesische Schlepper zu bieten. Der Bewuchs mit Hartkorallen ist allerdings traumhaft. Es liegt unter ca. 45 Grad gekränkt an das Riff gelehnt, welches ihm vor mehr als 60 Jahren zum Verhängnis wurde. Zwanzig Minuten reichen denn auch bequem aus, um es zu erkunden. Die restliche Zeit kann man verwenden um das Riff zu erkunden, welches ebenfalls einen schönen Bewuchs an Hartkorallen aufzuweisen hat.

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Nach dem Mittagessen und einem Nickerchen betauchen wir die Lagune von Abu Galawa Kebir. Das Schiff hat nicht umlegen müssen, wodurch der Mittagsschlaf umso ruhiger ausfiehl. Auch die Lagune hat ihre ganz eigenen Reize. Es ist wie ein Tauchgang in einem Innenhof, den man durch einen schmalen Ausgang verlassen kann, um am Außenriff im großen Bogen an ihn zurück zu kehren. Beschädigungen des Riffs sind nirgendwo zu erkennen. Farbenpracht und Artenreichtum sind wieder überwältigend.

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Zurück im Zabargad Dive Resort überlege ich einen Abstecher in die Schischabar auf dem Gelände zu machen. Tatsächlich bin ich froh mich nach dem Abendessen um 22.00 in meine Gemächer zurückziehen zu können, welches die Roomboys frisch und ideenreich hergerichtet haben. Das war natürlich ein anständiges Trinkgeld wert.

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Tag 5
Auf den heutigen Tag freue ich ganz besonders. Shaab Claudio habe ich noch von zwei vergangenen Tauchsafaris gut in Erinnerung. Ein herrlich bewachsenes Fleckriff, durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Reichlich Gänge, die tief in das Riff führen und mit den Öffnungen im Riffdach die herrlichsten Lichtspiele im Inneren erzeugen. Dazu eine handvoll Löcher durch die man sich quetschen kann, um so gleich im nächsten Riffgang zu landen. Gut und gerne 20 Minuten kann man sich allein in diesen Gängen aufhalten, ohne den Wunsch nach der Außenwelt zu verspüren. Ein Erlebnis, auf dass ich mich ganz besonders gefreut hatte.
Dummerweis muss ich nach wenigen Fotos feststellen, dass sich mein Hartenberger 500 Blitz (auch „Mother“ genannt) verabschiedet hat. Statt 500 Wattsekunden kommen gerade noch gefühlte 5 Wattsekunden heraus. Hier ist es allerdings so schön, dass ich mich nicht wirklich ärgern kann, zumal auf dem Schiff noch ein kleiner Ersatzblitz liegt, der mich auf jeden Fall über die restliche Urlaubszeit retten wird. Nun, der Blitz ist hin und ich mach aus der Not eine Tugend. Lichtspiele kann man auch wunderbar ohne Blitz einfangen.

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Und als ich das Gelege einer spanischen Tänzerin entdecke, kommen mir Bilder aus Herbert Frei’s Büchern in Erinnerung, welche nur mit dem Pilotlicht eines Amphibienblitzes entstanden sind. Jenes funktioniert noch an „Mother“ und ist mit 20 Watt ja auch eines der Kräftigsten, welches man im Blitzeland finden kann. Probiert – und es funktioniert.

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Wir verlassen Shaab Claudio – schade, ich hätte hier noch einen weiteren Tauchgang machen können. Shaab Ini ist der zweite Tauchplatz für diesen Tag und beschert uns weitere 62 Minuten Taucherlebnis bei einer maximalen Tiefe von 23 Metern. Besonderheiten gibt es hier keine zu vermerken, was aber keinen Erlebnistiefpunkt unserer Tauchgänge darstellen soll. Kein Platz war schlecht – im Gegenteil. Man kann über keinen der bisher angefahrenen Plätze etwas Enttäuschendes sagen.


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Tag 6
Einmal in der Woche bietet die Orcabasis im Zabargad Dive Resort einen Spezialtrip an. Das Schiff fährt bei dieser Gelegenheit morgens um 6.30 in Hamata ab. Auf dieser Tour werden weiter entfernte Tauchplätze angefahren. Da ich zu Hause auch nicht um 5.00 aufstehe, wollte ich im Urlaub nicht damit anfangen. Auf zweifache Nachfrage der Basis hatte man ein Einsehen mit mir. Der Spezialtrip kostet 16€ Aufpreis – ob es das Wert ist, kann ich nicht beurteilen , da ich wie gesagt nicht mit dabei war. Stattdessen fuhren wir auf dem „normalen“ Ausflugsboot ans Shaab Maksur. Sicher ein Tauchplatz der Superlative und endlich auch ein Dropoff im Ausflugsprogramm. Wer wie ich das Schweben an einer Steilwand mit dem Blick in unendliche Tiefen liebt, ist hier richtig. Über 30 Meter hinaus schaffe ich es aber auch hier nicht, obwohl das Tauchen auf Orcabasen bis zu einer Tiefe von 40 Metern offiziell erlaubt ist. Da sich die Orcabasen mit dem technischen Tauchen beschäftigen, haben diese allesamt die Genehmigung der Regierung, ihre Gäste bis auf genannte 40 Meter absteigen zu lassen. Üblich sind am Roten Meer 30 Meter. Mehr als 30 Meter habe ich aber auch hier nicht geschafft, da ich mich in 25 Meter Tiefe an einer großen Gorgonie festgebissen habe, in der ein kleiner Langnasenbüschelbarsch wohnt. Der Erste, den ich in meinem nicht allzu unerfahrenen Taucherleben zu sehen bekomme. Leicht ist es allerdings nicht, den Burschen zu fotografieren. Er vollzieht den Wechsel von der einen Seite der Gorgonie zur Anderen wesentlich schneller als ich ihm folgen kann. Der Blick meiner Tauchpartnerin Nannette wirkt derweil leicht genervt, zumal sich die Nullzeit dem Ende nähert. Dekotauchgänge sind bei aller Nachsicht, auch bei den Orcabasen, nicht gewünscht. Wer trotzdem Dekompressionspflichtig austaucht, beendet den Tauchtag. Damit hatten wir allerdings keine Probleme.

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Zwar ist Shaab Maksur auch für gelegentlich erscheinende Longimanen bekannt, jedoch haben wir dieses Glück diesmal nicht. Überhaupt haben wir bis jetzt nichts Großes bei unseren Tauchgängen sehen können. Keinen Hai, keine Schildkröte… gestört hat es mich allerdings nicht wirklich.
Die Ausfahrt nach Shaab Maksur war mit mehr als 90 Minuten recht lang, so dass das Boot für den zweiten Tauchgang nur wenig weiter an die Ostseite zur Lagune fährt. Ein ebenfalls sehr schöner Platz, der Tauchen wie in einem Aquarium beschert. Diesmal müssen mich diversere Blaupunktrochen ertragen, die keine Chance haben, meinem Auslöser zu entkommen. Wir verlassen die Lagune nach einer halben Stunde in nördlicher Richtung und landen bei einer Tiefe von knapp 20 Metern auf einer kaum fallenden, mit einzelnen Korallenblöcken besetzten Sandfläche, die einem Sience Fiction Roman entstammen könnte. Völlig Surreal erscheint diese Landschaft auf der sonnenabgewandten Seite. Ich kann mich gar nicht loseisen. Fotos gibts davon leider keine von mir, da ich das Weiwinkel an Bord gelassen hatte. Da mir aber auch in dieser Woche keine Kiemen gewachsen sind, finden wir uns nach 75 Minuten wieder auf dem Schiff ein. Die Rückfahrt dauert erneut mehr als eineinhalb Stunden und ich rolle bei bewegter See nach einer Unachtsamkeit, einmal quer über das Sonnendeck. Glück gehabt – genug Biopren als Polster.

Das Abendessen auf der Terrasse ist vorüber und ich könnte schon wieder todmüde in die Kiste fallen. Ich überwinde den Tod und schleppe mich für 2 Sakara an die Tauchbasis – mehr schaffe ich aber auch heute nicht.

Tag 7
Keine Lust zum Aufstehen. Zumal heute auch noch der letzte Tauchtag ansteht. Zuhause ist jeder Arbeitstag 36 Stunden lang – nur hier scheint jemand mächtig an der Urlaubsuhr zu drehen. Wenn ich den erwische…

Das Papamobil ist pünktlich wie jeden Morgen. Der erste Tauchplatz Abu Kebir Ost ist nach etwas mehr als einer Stunde erreicht und ich springe mit dem Vorsatz, jeden Atemzug, an diesem letzten Tauchtag zu genießen ins Wasser. Ups! Ein wenig Strömung herrscht – war man gar nicht mehr gewöhnt. Für 70 Minuten hat die Luft aber auch an diesem Tauchplatz gereicht, der erneut mit herrlichem Korallenbewuchs aufwarten konnte und dessen Besonderheit in einer kleinen Gruppe von Fledermausfischen lag, die sich neugierig um meine Kamera versammelten.

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Und nochmals eine kurze Fahrt zum definitiv letzten Tauchgang für mich und meinen Buddy Nannette. Habibi B., was es auch immer bedeuten mag, ich habe es vergessen. Nicht vergessen werde ich aber den Zweitnamen „Anemon City“, welchen er völlig zu recht trägt. Auf einer Fläche von 10qm versammelt dieser Tauchplatz mehr Anemonen und Clownsfische, als ich bei allen Tauchgängen zuvor gesehen habe. Wer Nemo liebt, sollte hier die Rente beantragen. Derart viele Anemonen befinden sich in einer Tiefe von rund 18m, dass lang nicht alle bewohnt sind. Jeder Clownsfisch könnte so zu sagen noch ein paar Wochenendhäuschen beanspruchen. Herrlich, ich lasse den Auslöser meiner D60 glühen.
Und dann kommt doch noch ein kleines Glanzlicht auf der letzten Fahrt. Ein Weissspitzenriffhai zeigt sich auf dem Riffdach in einer Entfernung von 10m. Allerdings kann der kaum noch gegen Nemo’s Family anstinken. Machs gut, bis zum nächsten mal.
70 Minuten Tauchzeit und 20 Meter Tiefe – good bye – Anemon City…

Die Rückfahrt fällt fast etwas schwer. Die Woche Tauchen ist passé und wird mir in den kommenden Monaten fehlen.

Das Auschecken am kommenden Morgen geht zügig von statten. Die Rückfahrt nach Marsa Alam ist so müßig wie die Hinfahrt und der Rückflug so unspektakulär wie der Hinflug. Den Rest erspar ich Euch…
Es bleiben die Bilder in der Galerie und die Erinnerung an einen traumhaften Urlaub im Zabargad Dive Resort Hamata.

Fazit
Eine Woche, die sich gelohnt hat. Eine Woche, die nicht billig war, bei der man aber jeden Euro, der mehr ausgegeben wurde, an der Qualität des Hotels und der Tauchbasis gemerkt hat. Das Tauchrevier ist über jeden Zweifel erhaben. Ein Platz, an dem man wieder fahren möchte – lieber morgen als Übermorgen…

Geschrieben von Ivo
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Zuletzt geändert von Ivo am Do 8. Mai 2008, 09:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von stefroadking »

danke Dir Ivo,

für die ausführlichen Informationen.

Ein sehr gelungener Reisebericht mit reichhaltigen Stoff für das nächste Tauchabenteuer. :dance:


Gruss
Stefan
:huch:
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