Bildoptimierung oder Bildmanipulation

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tursiops
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Bildoptimierung oder Bildmanipulation

Beitrag von tursiops »

Hai!

Aus gegeben Anlass würde ich gerne mal mit Euch die Diskussion zwischen Bildoptimierung und Bildmanipulationen führen.
Ich weiß, diese Diskussion ist so alt wie die digitale Bildbearbeitung. Und sie wird immer wieder zum Teil sehr emotional geführt.

Ich persönlich sehe den Unterschied so:
Alles was ich im RAW-Konverter mache sind für mich Optimierungen. Denn all dies kann ich auch per Einstellungen aus der Kamera als jpg bekommen, wenn ich die Einstellungen der Kamera vorher entsprechend vornehmen würde.
Bei den neueren Kameras ist diesbezüglich ja einiges möglich z.B. Schwarz/Weiß, sepia, bunter usw.

Aber auch die RAW-Konverter erlauben mittlerweile immer mehr bis hin zu selektiver Bearbeitung einzelner Bildteile.

Insofern ist der Übergang fließend.

Ganz gut finde ich eigentlich die Beschreibung bei der Gesellschaft deutscher Tierfotografen GDT.
Bei deren Wettbewerben steht folgendes:

ERLAUBT sind im Rahmen der digitalen Bildbearbeitung:

• moderate Anpassungen von Kontrast, Tonwerten, Gradation, Weißabgleich, Farbe und Sättigung
• moderater Einsatz von Tiefen/Lichter, Abwedeln/Nachbelichten und Einsatz digitaler Grau- verlauffilter
• Entfernen von Sensorflecken, minimale Reinigungsarbeiten, wenn sie die Bildaussage nicht verändern
• Beschnitt – längste Seite des Bildes muss nicht interpoliert mindestens 3000 Pixel (Quadrat – mindestens 2500 Pixel) betragen
• moderates (selektives) Schärfen und (selektives) Entrauschen
• HDR-Aufnahmen, zusammengesetzte Panoramen und Bilder mit Schärfentiefenerweite- rung (Focus-Stacking) sowie Mehrfachbelichtungen (für all diese Techniken gilt, dass die
Aufnahmen am gleichen Ort und zu annähernd gleicher Zeit gemacht wurden)
• Entfernen von chromatischen Abberationen und Vignettierungen sowie Verzeichniskor- rekturen
• Schwarz-Weiß- und Infrarot-Umsetzungen (inkl. Filterung und Tonung)

NICHT ERLAUBT sind im Rahmen der digitalen Bildbearbeitung:
• Hinzufügen oder Entfernen von Bildelementen (z.B. Tiere, Pflanzen, Menschen, Zivilisati- onselemente oder Teile von diesen), digitale Collagen

Das deckt sich weitestgehend mit meiner persönlichen Einschätzung.

Die entscheidende Frage dabei ist: Was ist MODERAT????

Ich zeige mal zwei Bilder. Das obere ist so aus der RAW Entwicklung entstanden. Dabei wurden Helligkeit und Kontrast minimal angepasst und eine geringe Ausschnittsvergrößerung gewählt.
Beim zweiten Bild wurde mit Hilfe einer selektiven Belichtungskorrektur sowie partiellen Nachbelichter-Werkzeug Bearbeitung der Vordergrund abgedunkelt.
Nach der Definition GDT eine Bildmanipulation, oder?
Schwarz3m.jpg
Schwarz3om.jpg


Wie seht Ihr das so?
Was ist Optimierung, was ist Manipulation?


Was findet ihr wie wichtig?
Alles egal, Hauptsache das Bild ist schön?
Oder sind wir als Naturfotografen verpflichtet, die Natur so wieder zu geben wie sie ist?
Können wir als Unterwasserfotografen überhaupt die Natur so darstellen wie sie ist? ODer ist schon der Blitzeinsatz eine Manipulation?
Oder......

Bin mal auf Eure Antworten gespannt.

Liebe Grüße
Schorsch :)
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Michael T.
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Re: Bildoptimierung oder Bildmanipulation

Beitrag von Michael T. »

das ist in der Tat ein heisses Eisen: ich persönlich mag die Nachbearbeiteten Bilder gerne, finde aber auch, dass bei fast allen Wettbewerben - und das fängt ja schon bei den "kleinen" wie Unterwasser an - (meist) der gewinnt, der sich am besten mit Photoshop und Co auskennt.

Da sind mir "echte" Wettbewerbe lieber, wie KLB oder ONK oder andere LiveShootouts. Ohne Zuschnitt, ohne PS&Co (kleine Sachen werden wie bei GDT gewährt) - allerdings nicht in dem Umfang, wie es heute doch bei fast jedem gang und gäbe ist. Natürlich muss man auch erstmal die Bilder überhaupt machen, doch was auf dem Chip ist und was später veröffentlicht wird hat bei den Einsendewettbewerben meist nicht mehr viel miteinander zu tun.
Für die Darstellung wie gesagt gefällt es mir - für Wettbewerbe finde ich es absolut unpassend. Statt in einen Fotokurs sollte man vielleicht dann doch lieber in einen Photoshopkurs investieren?

Schorsch, bei deinem Beispiel finde ich es schon als Manipulation. Zumal ich das erste auch schöner finde - aber das liegt im Auge des Betrachters. Wenn ich mir bei einem Bild schon Gedanken machen muss wie das unter Berücksichtigung aller Regeln der Physik und der kleinen Helferlein wie Snoots und Co zustande gekommen sein kann - ist es keine Fotografie mehr, sondern Manipulation. Dazu gehört natürlich auch einige Erfahrung das auch zu erkennen, nicht alles ist unmöglich, aber manchmal ist es unmöglich es sicher zu sagen dass es manipuliert ist.
brinkis
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Re: Bildoptimierung oder Bildmanipulation

Beitrag von brinkis »

Nabend,

ich persönlich habe in einem Forum oder auf einer Plattform schon lange kein unbearbeitetes UW - Bild mehr gesehen,
in den Tauchzeitschriften auch nicht. Die Ausnahme ist vielleicht das T-Net, aber da sind die unbearbeiteten Bilder dann auch eher von hinten oder von oben usw. abgelichtet. Wer sich etwas ernsthafter mit der UW-Fotografie auseinandersetzt kommt wohl nicht an der Bildbarbeitung mit diversen Programmen vorbei.

Für mich sind Tonwertkorrektur, nachschärfen, stempeln von Schwebeteilchen, Belichtungskorrektur, Beschneiden in Maßen völlig in Ordnung.

Bilder zusammensetzen, Filter - Effekte usw. gehen meiner Meinung definitiv zu weit und haben in der UW - Fotografie meines Erachtens nichts zu suchen.

Bisher habe ich den PADI Digital Underwater Photographer Kurs belegt, kann ich nur empfehlen wenn jemand ganz viel Langeweile hat und nicht weiß, was er mit seinem Geld machen soll, bei mir war es definitiv Dummheit.

Ich werde mich in nächster Zeit definitiv mehr mit der Bildberabeitung beschäftigen, kommt man wohl nicht mehr dran vorbei.


@Schorsch, Mir gefällt auch das erste Bild besser, ist stimmiger.

Grüsse,
Matthias
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Armin Trutnau
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Re: Bildoptimierung oder Bildmanipulation

Beitrag von Armin Trutnau »

Hallo zusammen,
ein ganz schwieriges Thema. Wenn es um reine Naturdokumentation geht, dann sollte natürlich möglichst wenig bearbeitet werden. Bei Wettbewerben geht es aber um das beste oder perfekteste Foto und da sind die Grenzen bei jedem doch sehr unterschiedlich und diese Grenze verschiebt sich auch im Laufe der Zeit. Unterwasserbilder müssen um gut auszusehen eigentlich immer bearbeitet werden, das fängt schon mit den Schwebeteilchen an und setzt sich z.B. bei Farbkorrekturen fort, um die Farbverfälschung in Richtung blau zu korrigieren. Ich glaube jeder der an einem Wettbewerb teilnimmt, sollte ein Gefühl dafür entwickeln, was toleriert wird oder gar gewollt ist. Sich über die Mitbewerber zu beklagen, bringt einen nicht wirklich weiter.
Deine Bearbeitung ,Georg ist für mich völlig in Ordnung, auch wenn ich etwas weniger abgedunkelt hätte, damit es nicht so künstlich aussieht. Aber das ist ja wieder geschmackssache.
Viele Grüße, Armin
http://www.unterwasserfotografen.de
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Tschens
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Re: Bildoptimierung oder Bildmanipulation

Beitrag von Tschens »

Die Grenze, ab wann ein Bild unter "Retusche" empfunden wird, ist sicherlich für jeden einzelnen von uns unterschiedlich.
Für mich ist Bild 2 klar zu viel des Guten, da hängt eine Weichkoralle mitten im Bild ohne Substrat. Sieht in der Tat "künstlich" (im Sinne von Kunst / Malerei) aus! Vielleicht aber auch nur, weil ich Bild 1 vorher gesehen hab - wer weiss?
Es kommt aber auch darauf an, wozu ein Bild verwendet werden soll:
Mit beiden Bildern kann man sich an einem Fotowettbewerb beteiligen, keines der beiden sollte man in einem Buch über Weichkorallen verwenden.

Da die Frage noch niemand gestellt hat, tu es ich nun: Was soll der blitzblaue Fleck im Bild?

Wie schon an anderer Stelle gesagt bin ich persönlich kein Freund der intensiven Nachbearbeitung im Sinne von Croppen, Wegstempeln (außer Schwebeteilchen) oder selektivem Aufhellen/Nachschärfen/Abdunkeln. Das ist was für Künstler, nicht für Fotografen. Ich teile die Meinung, dass viele Fotowettbewerbe eigentlich Photoshop-Wettbewerbe sind.

Jens

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Walter Rekirsch
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AW: Bildoptimierung oder Bildmanipulation

Beitrag von Walter Rekirsch »

Grundsätzlich sieht jeder seine Motive anders. Daher ist es jedem selbst überlassen, wie er seine Bilder entwickelt.

Wieweit man nach der Entwicklung die Fotos bearbeitet entscheidet auch jeder für sich.

Wichtig ist das man selbst mit dem Ergebnis zu Frieden ist.


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arnoljoe
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Re: Bildoptimierung oder Bildmanipulation

Beitrag von arnoljoe »

Tschens hat geschrieben:Da die Frage noch niemand gestellt hat, tu es ich nun: Was soll der blitzblaue Fleck im Bild?
Das ist sicher der Höhlenausgang mit Blick ins Blauwasser. Finde ich persönlich grade sehr schön.

Zum Thema:
Fotografie wurde schon immer gemacht mit subjektivem Anliegen: z.B. Kunst, Portraits, Reportage, Dokumentation etc. Aus diesen Anliegen heraus ergibt sich, was mit den Bildern technisch passieren darf (und was nicht).
Persönlich bin ich auch bei der Beschreibung der Gesellschaft deutscher Tierfotografen GDT. Hier wurde sich orientiert, was früher möglich war in der Dunkelkammer (und da war schon viel möglich ;-) ), aber man hat darüber hinaus auch dem digit. Medium Rechnung getragen. Wenn es zur Verleihung vorderer Ränge kommt, kann man ja immer noch das RAW zum Vergleich heranziehen.
Ich möchte eher ein ästhetisch ansprechendes Foto betrachten, egal ob es jetzt aus der Kamera direkt kommt, oder moderat bearbeitet wurde. Und das gezielte Setzen von Licht, Freistellen von Hintergründen etc. ist ja auch eine Form der Manipulation.
Schön und fair währe es, wenn am Foto immer steht, was im wesentlichen gemacht wurde.
Grüße aus Berlin
Jörg
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Tschens
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Re: Bildoptimierung oder Bildmanipulation

Beitrag von Tschens »

Dieser "Höhlenausgang" sieht mir aber irgendwie sehr kitschig aus - sowohl die einheitliche Farbe als auch der scharfe Rand ohne jeden Lichtschein. Einfach irgendwie "unecht". Siehe nachstehendes Bild :D
Ich würde sehr gerne das unbearbeitete Bild dazu sehen und hoffe, Schorsch stellt es uns zur Verfügung.
Dateianhänge
Cratena in toller Höhle.jpg
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tursiops
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Re: Bildoptimierung oder Bildmanipulation

Beitrag von tursiops »

Hallo!


Eigentlich wollte ich eine generelle Diskussion führen und nicht so sehr über mein Bild.
Es sollte nur als Beispiel dienen.
Tschens hat geschrieben:
Da die Frage noch niemand gestellt hat, tu es ich nun: Was soll der blitzblaue Fleck im Bild?

Jens
Der blaue Fleck ist der Höhlenausgang. Und er macht für mich in der Tat einen Teil des Reizes aus, zumal sich die Form der Koralle und des Höhlenausganges ähneln.

Ich sehe auch keinen großen Unterschied zwischen Deinem Höhlenausgang und meinem, Jens.
Auch auf Deinem JPG gibt es nur ein einheitliches Blau mit scharfen Rand und ohne jeden Lichtschein.
Bei mir ist nur das Blau intensiver, was zum Beispiel an Zeit und Ort liegen kann.

Liebe Grüße
Schorsch :)
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