Moin.
Das Thema Mac vs. PC lässt sich wohl oft nicht rein rational führen und hat gerne Glaubenskriegcharakter.
Ohne darauf aufzuspringen, will ich einfach nur ein paar Punkte rein werfen, ohne das eine oder das andere zu empfehlen.
Ich habe in den 90ern mit Macs gearbeitet und fand sie den Windows Rechnern in Punkto Stabilität, Zuverlässigkeit, Anwenderfreundlichkeit extrem überlegen. Wer Windows 95 und 98 benutzt hat, weiß, wovon ich rede. Angefangen von den umständlichen und oft nicht richtig funktionierenden Treiberinstallationen, bis hin zu den vielen blauen Bildschirmen und Totalabstürzen. Darüber hinaus war Windows auch für Bildbearbeitung nicht die erste Wahl (Windows hat z.B. damals kein Colour-Management unterstützt, im Gegensatz zu Apple). In der Zeit ist aus meiner Sicht auch der hartnäckige Ruf entstanden, dass Windows Rechner unzuverlässige und nervenaufreibende Systeme mit endlos vielen Bugs sind, die das Arbeiten echt erschweren, was auch der Fall war.
Mittlerweile hat sich aber einiges getan. Windows 2000 war schon deutlich stabiler und ab SP2 habe ich es als richtig zuverlässig und sehr stabil empfunden. Mit Windows XP (abgesehen von der Anfangszeit) laufen die Windows-Kisten aus meiner Sicht um Welten besser als es früher der Fall war.
Die Macs laufen aus meiner Sicht heute nicht stabiler als früher (sie waren ja früher schon saustabil). Ich denke die Aussage von (dive-)Tommy, der parallel beides benutzt und die Abstürze und Probleme auf beiden Systemen für etwa gleich groß einschätzt, ist glaubhaft! Es kommt natürlich immer auf die individuellen Konfigurationen und die verwendeten Programme an.
Bei den Macs sehe ich einen Vorteil darin, dass die Kisten quasi nur von einem Hardware-Hersteller verkauft werden: Apple. Dadurch können die Systeme optimal abgestimmt werden und eine ordentliche Qualitätskontrolle durchlaufen bei den Stückzahlen. Probleme mit exotisch zusammengestellter Hardware werden dadurch eliminiert und der Ruf des stabilen Systems nicht angekratzt. Auf der anderen Seite hat das aber auch den Nachteil, dass man keine Wahl hat, wenn man Apples OS benutzen möchte (von den Hackintosh Kisten mal abgesehen). Ich finde die Vorstellung bei Windows auf jeden Fall gruselig, dass ich, wenn ich Windows benutzen möchte nur einen Rechner von Microsoft kaufen kann. Denn man hat auf der anderen Seite wiederum Einschränkungen, was die Hardwarekonfiguration angeht, was gerade für Fotografen und Videografen eine Rolle spielen kann (siehe unten). Von dem Konkurrenzdruck der PC-Anbieter mal ganz abgesehen.
Einen Vorteil sehe ich bei Apple darin, dass Altlasten im Betriebssystem schnell über Bord geworfen werden. Windows schleppt sich ohne Ende mit Altlasten herum, die eben nicht immer optimal sind, was Performance, etc. angeht. Dafür hat man wiederum eine endlose Abwärtskompatibilität, man kann zum größten Teil noch veraltete 16bit Software aus den 90ern verwenden, wenn es denn nötig sein sollte (Steuerung von proprietärer Hardware, von der man sich nicht trennen will, etc.) . Das sieht bei Apple anders aus, nix mehr mit Nubus-Karten
Dafür halte ich das Gesamtsystem für optimierter.
Da es ja hier in erster Linie ums Fotografieren geht, finde ich folgende Punkte noch überlegenswert, wenn man sich für ein System entscheidet:
Photoshop. Ich habe Anfang letzten Jahres mal drüber nachgedacht, einen Mac Pro zu kaufen. Ich war die Speicherbegrenzung auf 4GB leid und wollte nicht auf ein 64bit Windows umsteigen aufgrund der Kompatibilitätsprobleme mit einigen reinen 32bit Anwendungen. Als ich mich näher damit beschäftigt habe, war ich ziemlich überrascht darüber, dass es aufm Mac Photoshop immer noch nicht in 64bit gibt, was auf Windows schon sehr lange der Fall ist.
Wenn man beim Thema Mac vs. Windows nun religiös und missionarisch unterwegs ist, kann man nun evtl. Adobe die Schuld in die Schuhe schieben, oder Apple dafür kritisieren, dass sie nicht klar von Anfang an den Software-Entwicklern bei Adobe mitgeteilt haben, dass die Carbon API auf 32bit limitiert bleibt. So muss Adobe das komplette Photoshop auf die Cocoa API portieren, was nicht stattgefunden hat. Aber es nützt nichts, Photoshop ist für den Mac nicht in einer 64bit Version erhältlich, daher weiter die Limitierung bei Photoshop aufm Mac auf knappe 4GB RAM, die man Photoshop in den Einstellungen zuweisen kann. Zum Performance-Gewinn kann man zwar ne RAM-Disk erstellen und die als Scratch-Disk für Photoshop verwenden, aber das ist nun auch nicht die wahre Lösung. Aufm PC steckt man einfach soviel RAM rein wie man mit Photoshop haben will und gut ist, sofern man auf 64bit umsteigt.
Einen echten Performance-Gewinn bei PS kann ich übrigens aus eigener Erfahrung bei der Nutzung einer SSD Platte bestätigen
Ich vermute mal, dass Photoshop mittlerweile auf Snow Leopard stabil läuft, habe das nicht mehr verfolgt. Allerdings hat es heftige Probleme gegeben. Bei einer Bekannten von mir ist Photoshop beim Speichern der Fotos immer komplett abgestürzt. Ich dachte es wäre ein Einzelfall, bis ich den Hinweis auf wetpixel gelesen habe und die verlinkte Kompatibilitätsliste zu Snow Leopard (
http://blogs.adobe.com/jnack/2009/09/a_ ... ps_sl.html ).
Das wird sicher alles mittlerweile behoben sein hoffe ich, aber das nur als Hinweis, wenn jemand einem der beiden Systeme (Windows / Mac OS) einen 100%igen Stabilitätsvorteil unterstellen will, der aus meiner Sicht nicht gegeben ist.
Was die Apple Hardware angeht, könnte evtl. die Monitorfrage noch eine Rolle spielen. Apple baut in seine imacs gängige Monitor-Panels ein mit 8bit (256 Helligkeitsstufen pro Farbkanal). Es gab in der alten imac Serie sogar mal 6bit Panles, die das per Dithering probiert haben auszugleichen (*grusel*). Wenn einem der Monitor zusagt und man damit zufrieden ist, völlig OK. Allerdings wollen einige Fotografen einen für Bildbearbeitung optimierten Monitor benutzen (z.B. Eizo oder einen Quato!), die den AdobeRGB Farbraum abdecken, bzw. sogar einen Widegarmut-Schirm. Wenn man das vor hat, ist es natürlich Quark sich einen Computer zu kaufen, wo das Display fest verbaut ist.
Man könnte natürlich im Gegenzug etliche Hardwarekomponenten bei Windows-Rechner kritisieren, aber dort hat man halt die Wahl. OK, die hat man bei Apple auch, aber das bedeutet in Bezug auf den Monitor dann auch gleich ein Mac Pro und keinen imac.
Da ich mit der 5D MkII auch Videos mache, finde ich persönlich eine Sache bei Apple echt mau. Apple bewirbt seine Systeme für HD-Videoschnitt und verweigert sich bisher im Gegenzug der Blu-Ray-Unterstützung. Ich finde die Vorstellung, HD Videos zu schneiden, um sie dann runtergerechnet auf DVD auszugeben, wenn man sein Werk auf einem standardisierten Datenträger haben will zum Weitergeben, echt paradox! Liegt wohl daran, dass Steve Jobs bisher keine Lizenzgebühren für Blu-Ray abdrücken möchte. Aus gleichem Grund haben Macs auch keinen HDMI Anschluss (ist aber kein Problem, gibt Adapter).
Auf der anderen Seite sind Macs definitiv schicker und schöner als Windows Maschinen. Vieles ist auch echt durchdachter. Habe neulich einen imac erlebt, der kaputt gegangen ist. Mein Kumpel hat das Ding am selben Tag ausgetauscht und einen neuen imac bekommen. Er hat einfach seine Backup-Platte, auf die der imac immer brav im Hintergrund seine Sicherungen gefahren hat, wieder angestöpselt. Der imac hat gleich nach dem Einschalten gefragt, ob er alles wiederherstellen soll. Nach einer Weile sah sein kompletter imac wieder so aus, als ob der alte nie weg gewesen wäre. Bei Windows hätte das bedeutet: Betriebssystem neu installieren, evtl. Treiber neu raufspielen, alle Programme neu installieren, Desktop / Ordner wieder einrichten, Daten zurück importieren, wenn man was gesichert hatte, etc. Kein Vergleich! Klar gibt es auch für Windows viele Backup-Lösungen, aber bei Apple ist es halt in der Form einfach gleich da und einfach zu bedienen.
So, nun habe ich eigentlich viel zu viel geschrieben
Die Wahl hängt wie immer von den eigenen Präferenzen und Anforderungen ab. Ich bleibe auf jeden Fall vorerst noch ne Weile bei Windoof und meinen hässlichen Tower-Gehäusen
Gruss.