Quer- oder Hochformat?

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Ivo
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Quer- oder Hochformat?

Beitrag von Ivo »

Quer- oder Hochformat?

Manchmal entscheiden nicht nur das Motiv, Schärfe, Kontrast oder die Belichtung über die Qualität und Aussagekraft eines gelungenen Bildes. Die Frage des Formates trägt entscheidend mit dazu bei, wenn es um die Bildgestaltung geht.
Den Standard verkörpert ganz klar die querformatige Aufnahme. Sie stimmt mit dem normalen Sehen überein, da wir die Augen ja nebeneinander und nicht übereinander tragen.

Das mag wohl mit ein Grund dafür sein, dass die hochformatigen Aufnahmen bei weitem nicht die zahlenmäßige Menge erreichen wie die Querformataufnahmen.
Des weitern wird die Kameraführung mit der Bedienung der Kamerafunktionen auch nicht eben erleichtert, da diese in erster Linie für das Anwenden des Hochformates ausgelegt ist.
Für die Verwendung an Land kann man aber viele SLR’s mit einem zusätzlichen Batteriehandgriff ausrüsten, der dann auch einen Hochformatauslöser und wichtige Kamerafunktionen an geeigneter Stelle aufweist, so dass ein Umgreifen unnötig ist.
Für den Unterwassereinsatz findet man solchen Luxus nicht.
Des weitern ist auch die Lichtführung der Blitzgeräte etwas umständlich, sofern mit 2 Blitzgeräten fotografiert wird.
All das dürfte erheblich dazu beitragen, dass das Hochformat deutlich weniger zum Einsatz kommt als das Querformat.

Ich habe mir einfach mal alle Bilder in unserer Galerie angeschaut und mal die Anzahl der Querformat- als auch die der Hochformataufnahmen notiert.
Das Ergebnis wie folgt:

412 Aufnahmen insgesamt
357 Aufnahmen im Querformat
55 Aufnahmen im Hochformat.
Stand: 27.09.05

Nur 13 – 14% der Aufnahmen sind also im Hochformat entstanden. Nicht eben viel bei der Fülle an Motiven die sich für das Hochformat anbieten. Hierbei ist ein User, der von 24 Aufnahmen tatsächlich 10 im Hochformat gemacht hat, ein Anderer wiederum hat alle 20 ausschließlich im Querformat gemacht. Die Gewichtung ist also offensichtlich ganz individuell und unterschiedlich.


Häufig wird das Hochformat aber auch nicht angewendet weil nicht erkannt wird, dass genau das Motiv welches sich gerade im Sucher befindet nach eben jenem Hochformat verlangt – einfach aus gestalterischen Gründen.

Das kann die steil abfallende Riffwand, ein aufrecht stehendes Wrack oder die Körperform eines Fisches sein, die nach einer hochformatigen Aufnahme verlangt. Immer nur das Querformat anzuwenden ist sicher nicht immer die glücklichste Wahl.

An ein paar Beispielen möchte ich gerne aufzeigen wo und warum sich das Hoch- oder Querformt als die geeignete Wahl darstellt.

Beispiel 1
Auch wenn das Bild schon unter dem Thema Taucher und Wracks und Vanitas-Stilleben herhalten musste, möchte ich es nochmals verwenden, da es auch für die Frage nach Hoch- oder Querformat Beispielcharakter hat.

BildBild

Hier steht sicher außer Frage, dass nur das hochformatige Bild überzeugen kann.
Abgesehen davon, dass beim Querformat die Steuerbordreeling gnadenlos abrasiert wurde und auch die Wasseroberfläche samt hoch stehender Sonne nicht mehr zu sehen ist, verlangt schon der Verlauf der Reeling von oben nach unten nach dem Hochformat. Daran ändert auch der angeschnittene Kiel, welcher beim Querformat ganz zu sehen ist, nichts.

Ein weiters Beispiel:
Eine Steilwand oder ein Riffabfall sind prädestiniert für das Hochformat. Hier ist es der natürliche Geländeverlauf von oben nach unten, der die vernünftige Nutzung des Formates vorgibt. Wären die nächsten beiden Aufnahmen im Querformat entstanden, würde man in erster Linie mehr Wasser zu sehen bekommen. Entscheidende Bildinhalte wie Weichkorallen, Riffverlauf und Fahnenbarsche würden hingegen verloren gehen.

BildBild





Auch dieser wirklich schön anzuschauene Clownsfisch von Julian gewinnt nochmals durch die Anwendung des Hochformates. Die schmale Kopfsilhouette von vorne und die von oben nach unten verlaufende helle Zeichnung unterstützen das Hochformat.
Dabei will ich um Gottes willen nicht sagen, dass man das in dem Moment wo man das Kerlchen vor der Nase hat sofort erkennen muss. In so einem Fall einfach mal mehrere Aufnahemen in verschiedenen Formaten machen und schauen was besser wirkt. Da die Burchen ja eher zu den Hektikern gehören, hätte die Situation nach wenigen Momenten eine völlig Andere sein können.
Einfach mal einen Moment Zeit nehmen und verschiedenes probieren.

Bild
Bild




Hier zweimal das nahezu gleiche Motiv. Die Wuchsform der Muscheln lässt keine Frage zum geeigneten Format offen.
Bild
Bild


Und abschließend nochmal zwei ähnliche Motive in unterschiedlichen Formaten aufgenommen. Warum einmal das Querformat und einmal das Hochformat verwendet wurde, könnt ihr sicher selbst beurteilen :lol:


Bild
Bild


Freilich gibt es auch immer wieder Situationen in denen es nicht auf Anhieb möglich ist, zu entscheiden welches Format das geeignetere ist.
Speziell wenn mit digitalen Kompaktkameras im 4:3 Modus fotografiert wird, kann die Entscheidung schon mal schwieriger sein als bei Verwendung des klassischen Kleinbildformates mit einem Seitenverhältnis von 3:2. Die Proportionen sind hier anders. Ein Punkt, dem man auch bei der Anwendung des "Goldenen Schnitt" Beachtung schenken sollte. Das aber ist ein anderes Thema :lol:

Wie ist das bei Euch? Habt Ihr Aufnahmen, bei denen Ihr nicht sicher seit welches das geeignetere Format darstellt? Her damit - vielleicht können wir das gemeinsam herausfinden...

Gruß, Ivo
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julian
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Beitrag von julian »

Hi Ivo,

das sind wieder wertvolle Beispiele. Ich muss gestehen, dass ich mich schon alleine von der Art, wie die Ausrüstung gebaut ist, zum Querformat verleiten lasse. Irgendwie ist halt alles darauf ausgelegt, dass man die Kamera und Blitzarme für das Querformat angeordnet hat. Obwohl ich dann oft denke, ja, das Foto hätte ich lieber im Hochformat machen sollen.

Für potenzielle Zeitschriftentitel kann das Hochfromat auch sehr förderlich sein :lol: :lol:

Gruss.
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Ivo
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Beitrag von Ivo »

Hai Julian :P

Schön, dass Du das mit dem Titelbild erwähnst. Du hast völlig recht. Ein Titelbid ist fast immer ein solches, dass im Hochformat aufgenommen wurde, da die Zeitschriften in der Regel im Hochformat gebunden werden.
Beim Titelbild reicht es aber oft nicht ein perfektes Foto im Hochformat abzuliefern. Für das Titelbild gelten noch andere Kriterien, wie ausreichend Platz um Überschriften, Thementexte etc. unterzubringen. Könnte man einen eigenen Threat draus machen: "Anforderungen an ein Titelbild" z.B.

Vielleicht hat ja jemand hier im Forum bereits Erfahrungen zu diesem Thema vorzuweisen?

Gruß, Ivo
Zuletzt geändert von Ivo am Mi 12. Okt 2005, 12:24, insgesamt 1-mal geändert.
Jens
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Beitrag von Jens »

Hi Ivo,

habe gerade ein paar Bilder in meine Galerie geladen. Bei der Bilderauswahl ist mir aufgefallen, dass ich bei Weitwinkelaufnahmen fast ausschließlich das Hochformat wähle. Auch beim portraitieren benutze ich irgendwie oft das Hochformat. Habe nie bewußt darauf geachtet.

Grüße
Jens
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Tom
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Beitrag von Tom »

Hallo Jens,

schöne Bilder hast du gemacht, speziell die im Hochformat!!!
Der Korallenwächter (Ägypten) ist dir aber nochmal bei der Malaysia-Galerie reingerutscht ;-)

Habe meine Bilder mal durchgeschaut, und mir ist aufgefallen, dass ich überhaupt keine Originale im Hochformat habe, dann aber bei einigen Kandidaten für die Nachbearbeitung mit dem Hochformat gespielt habe. Danke für den Hinweis.

Vielleicht noch eine allgemeine Anmerkung. Da die Mehrheit sicherlich keinen Monitor mit Pivotfunktion zur Hand hat, wird man auf einem Standardmonitor zur Betrachtung eines Hochformat-Bild meist "scrollen" müssen, dadurch geht ein erheblicher Teil seiner Wirkung verloren. Vielleicht auch ein Grund für das Übergewicht der Bilder im Querformat.

ciao
Tom
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julian
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Beitrag von julian »

Hi

@Jens
klasse Fotos! Gefallen mir sehr gut. Von den Weitwinkelaufnahmen gefällt mir das hier (Gorgonie) besonders:

Bild

Mischlicht, Blitzausleuchtung und die Plazierung der Sonne im Bild sind sehr gelungen finde ich. Ich glaube bei solchen Aufnahmen sieht man eine Eigenschaft von Diafilm, an die die digitalen Kameras immer noch nicht rankommen. Sonne im Bild kann bei digital unschön ausgefressene Ränder/Übergänge und Farbverschiebungen (Cyan) liefern.

@Tom
zum Glück zeigt einem der Kamerasucher das ohne Pivot-Monitor richtig an :wink:
Aber ich finde auch, dass beim Format eine Orientierung am PC-Monitor stattfindet. Ich habe bisher immer noch nicht verstanden, warum digitale Kompaktkameras das Foto nicht klassisch 3:2, sondern im 4:3 Format (PC-Monitor, TV, etc.) aufnehmen.

Gruss.
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Jens
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Beitrag von Jens »

Hi Julian, Tom,

vielen Dank für das Kompliment. :oops:

Den Unterschied zu einer digitalen Aufnahme kann ich leider nicht beurteilen. Bin ja noch auf analog und wollte eigentlich so schnell noch nicht wechseln. :wink:

Hast Du ein Beispiel, bei dem man die Ausfransung gut sehen kann? Würde mich mal interessieren.

Grüße
Jens
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julian
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Beitrag von julian »

Hi Jens,

bei diesem Foto sieht man z.B. die Farbverschiebung um die Sonne rum sehr gut. Das Wasser ist dort nicht mehr wirklich blau.

Bild

Beim Diafilm bleibt blaues Wasser in der Regel blau :-)
Hängt bei digital natürlich auch immer von der Kamera und dem verwendeten Aufnahmeformat ab (RAW vs. JPG). Aber tendenziell sollte man bei solchen Fotos so weit wie möglich Abblenden, um diesen Effekt zu verhindern. Kurze Verschlusszeit, niedrige ISO Einstellung helfen natürlich auch. Nur braucht man dann irgendwann auch stärkere Blitze :-)

Gruss.
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julian
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Beitrag von julian »

Hier ist noch ein gutes (bzw. schlechtes) Beispiel:

Bild

Die Sonne überstrahlt und es sind keine Konturen mehr wahrnehmbar.

Gruss.
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Jens
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Beitrag von Jens »

Hi Julian,

auf dem Foto mit dem Fischschwarm ist der Unterschied wirklich gut zu erkennen. Das Problem war mir bisher nicht bekannt. Finde ich interessant.

Vielleicht sollten wir ein neues Thema aufmachen: "Unterschiede in der Bildqualität digital vs. analog"

Grüße
Jens
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Ivo
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Beitrag von Ivo »

Hai Jens :P

Habe mir mal eine Deiner schönen Hochformataufnahmen vorgenommen und mal was zu Thema 'Titelbild', welches Julian angeschnitten hat, gebastelt...

Original von Jens

Bild




Bearbeitetes "Titelbild"

Bild



Titelbilder sind halt immer solche, die im Hochformat aufgenommen wurden und neben einem guten Bild die Möglichkeit bieten, auch noch Texte sinnvoll platzieren zu können.
Desweiteren sollten es möglichst platkative Aufnahmen sein, die dem Betrachter direkt auffallen.
Dein Bild habe ich gedreht, so dass der Langnasenbüschelbarsch von der Heftbindung ins Heft "hineinschwimmt". Da er jetzt auch wieder von links nach rechts schwimmt, spricht er auch wieder mehr die Rechtshänder an, die zahlenmässig ja die deutlich größere Bevölkerungsgruppe darstellen.
Die Diagonale macht das Bild dynamisch und der Kontrast zwischen dem Rot des Fisches und dem Schwarz des Hintergrundes macht es plakativ.

Ich hoffe Dir gefällt Dein "Titelbild"? :lol:

Gruß, Ivo
Jens
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Beitrag von Jens »

Hai Ivo,

ich bin echt geplättet. :shock:

Absolut toll. Ich bekomme aber auch eine Erstausgabe oder?

Hätte nicht gedacht, dass der LaNaBüBa so gut als Titelbild zu gebrauchen ist. Aber Du hast Recht. Die Faktoren stimmen. :oops:

Grüße
Jens
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julian
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Beitrag von julian »

Hi,

klasse Titelseite, bekomme ich auch eine Ausgabe? :P
Da steht "das Magazin zur digitalen Unterwasserfotografie" - "digital" kannst Du hierbei rausnehmen, hier gibt's ja gewollt beides (analog+digital). Erst recht bei dem Titelfoto :-)
Jens hat geschrieben:Vielleicht sollten wir ein neues Thema aufmachen: "Unterschiede in der Bildqualität digital vs. analog"
Ja, das hat Potenzial für Grundsatzdiskussionen :)
Aber ich glaube auch, dass es viele Vor- und Nachteile gibt, die nicht sofort eindeutig auf der Hand liegen, wie z.B. der Gegenlichteffekt.

Gruss.
Julian • uwpix-Gründer • www.blueshots.de
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Ivo
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Beitrag von Ivo »

Nun, sollte dieses Magazin jemals in Druck gehen, bekommt ihr alle die Erstausgabe :lol: :lol: :lol:

Gruß, Ivo
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