Equinox/Marsa Alam geschrieben von Andre

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Ivo
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Equinox/Marsa Alam geschrieben von Andre

Beitrag von Ivo »

Ein Reisebericht von Andre zum Equinox/Marsa Alam





Endlich mal wieder tauchen gehen...
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Ägypten ist auf Grund der Nähe, tollen Unterwasserwelt und verhältnismässig geringen Preise für uns Taucher "Naherholungsgebiet". Mit Eröffnung des Flughafens in Marsa Alam sind auch die südlichen Ziele mit unter 5 Stunden Flugzeit erreichbar. Der Transfer vom Flughafen bis zum Equinox dauert zirka eine halbe Stunde. Wer sich bisher wegen der Unberechenbarkeit des Roten Meeres noch nicht zu einer Safari durchringen konnte, sollte sich die Hotels näher ansehen, die - wie das Equinox im folgenden Bericht zeigt - in unmittelbarer Nähe der Highlights des südlichen Ägyptens liegen. Das Elphinstone liegt der Hotelanlage des Equinox direkt gegenüber und wird regelmässig bei Tagesausfahrten angefahren. Was das Equinox sonst noch zu bieten hat, erfahrt Ihr in diesem Bericht.

Das Equinox ist auf Grund seiner exponierten Lage und Windverhältnisse seit Jahren bereits ein Begriff in der Surfer-Szene. Warum es das Equinox bis heute nicht wirklich geschafft hat, auch in unsere Taucher-Köpfe zu dringen, erscheint unverständlich. Zu bieten hat es auf jeden Fall jede Menge: Ein artenreiches Hausriff, welches von morgens früh bis abends spät betaucht werden kann, gepflegte Unterkunft mit sauberer Poolanlage, qualitativ hochwertiges Essen und natürlich die Nähe zum Elphinstone mit seinen Weissspitzenhochseehaien.




Blick vom Garten auf den Hauptkomplex
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Die gepflegte Poollandschaft des Equinox
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Bei der Unterkunft ist zu entscheiden, ob man in einem Zimmer im Haupthaus oder in einem preislich günstigeren Holzbungalow am Strand wohnen möchte. Die Holzbungalows sind etwas abseits, einfacher ausgestattet und wenn es etwas zügig wird, pfeift es auch mal zwischen den Ritzen. Die Bungalows sind aber wie die Zimmer sehr gepflegt, sauber und bieten ausreichend Platz.


Blick in eines der Zimmer im Hotelgebäude
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Die Bungalows liegen weiter entfernt und sind hier gerade einmal zu erahnen
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Die Hotelanlage verteilt sich auf zwei Ebenen. Auf der höheren Ebene befindet sich das Haupthaus mit den Zimmern, der Rezeption und des Restaurants, auf der tiefer liegenden Ebene sind Tauchbasis, Bar und die Holzbungalows untergebracht, der Einstieg zum Hausriff ist unterhalb des Restaurants, die Steganlage von wo aus die Tagesboote ablegen befindet sich weiter abseits hinter den Bungalows. Wer mit schwerem Kameragerödel das Equinox besucht, sollte sich auf jeden Fall Gedanken über den leichten Equipmenttransport machen, denn die zirka 400 Meter Entfernung vom Haupthaus bis zur Marina sind spätestens am dritten Tag gefühlte 1 1/2 Kilometer.


Das geschlossene Restaurant...
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...und das direkt daneben liegende offene Restaurant.
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Gebucht wird die Hotelanlage von französischen, italienischen und deutschen hauptsächlich sporttreibenden Urlaubern, wobei die Anlage kaum eine Auslastung jenseits der 50%-Grenze aufweist. Als wir im Oktober rund 10 Tage vor Ort waren, hatte das Equinox knapp 50 Gäste - Unterbringungsmöglichkeiten gibt es für über 150 Personen. Anderen Orts erlebt man bei solchen Auslastungsquoten Serviceeinschränkungen, häufig in der Verpflegung. Hiervon war im Equinox keine Spur, ganz im Gegenteil, das immer in Buffet-Form gereichte Essen war stets reichlich vorhanden, die Qualität war selbst für deutsche Verhältnisse wirklich erstklassig! Im Übrigens hat man während schon während des Frühstücks ungehinderten Ausblick auf das Meer und kann entscheiden, ob man mit dem Boot einen Tagesausflug unternimmt oder am Hausriff bleibt. Das Elphinstone kann bei guter Sicht übrigens schon von hier aus gesehen werden, sodass man auch an Hand der bereits vor Ort liegenden Safari-Boote entscheiden kann, ob man im Rudel tauchen möchte.


Blick auf die untere Ebene der Hotelanlage mit Tauchbasis und Bar
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Links die Waschbecken, rechts der Equipmentraum
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Die Tauchbasis wurde noch während unseres Aufenthaltes dort von Slow-Dive (Basisleitung Henrik und Claudia) betrieben. Zwischenzeitlich ist das Engagement zwischen Slow-Dive und dem Hotelmanagement beendet und die Tauchbasis wird nun nach meinem Kenntnisstand vom Hotel selbst betrieben. In sofern empfehle ich jedem, der einen Urlaub im Equinox in Erwägung zieht, aktuelle Informationen über die Tauchbasis einzuholen.

Die Tauchplätze, die mit dem Boot angefahren werden, variieren völlig. Saumrifftauchplätze (wie der von Abu Dabab, wo die gute Chance auf eine Dugong-Sichtung besteht), über Korallengärten, Dropoffs und Ergs sind reichlich vorhanden. Und auch das Hausriff ist mit seiner Schildkrötenfamilie mit den beiden wirklich stattlichen Elterntieren und Weissspitzenriffhaien sehenswert. Wer besonders glücklich ist, wird eventuell auch das Dugong sehen, welches zur Nachmittagszeit zwischen 14.00 Uhr und 15.00 Uhr häufiger angetroffen wird. Wir haben es bei einem einzigen Tauchgang um diese Uhrzeit prompt beim Spielen gesehen, bei dem es von der Oberfläche schnurstracks Richtung Grund (auf knapp 20 Meter) geschossen ist, sich im Sand geschubbert hat, wieder Richtung Oberfläche, anschliessend nochmal Richtung Sandgrund und dann in einer riesigen Dunstwolke verschwand... schade, kein Foto. Das Hausriff fällt vom Einstieg Richtung Norden bis auf zirka 20 Meter ab. Von hier aus fällt es weiter Richtung offenes Meer langsam mit einem Sandgrund ab, wo häufig die Schildkröteneltern im Seegras fressen. Vom Einstieg Richtung Süden kommt man zur Marina, wo eine grosse Schule von Baby-Barakudas Stellung bezogen haben. Leider ist die Sichtweite am gesamten Hausriff sehr stark vom Wetter abhängig. Wer sich wegen des Seegangs entscheidet am Hausriff zu tauchen, wird hier höchst wahrscheinlich Sichtweiten um bis zu unter 5 Meter erleben.


Die Marina liegt ganz am Ende der El Naaba -
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Bucht Taucher mit Schildkröte am Hausriff
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Absolutes Highlight sind in jedem Fall die Tauchgänge am südlichen Ende des Elphinstone. Die Überfahrt zum Elphinstone dauert eine gute Stunde. Angefahren wird dieses exponierte in Nord-Süd-Richtung verlaufende Riff vorzugsweise in der Mitte der Woche, da die Liveaboards zu Beginn und am Ende der Safari hier vorbeikommmen. Ist man zusammen mit den Safari-Booten an den südlichen Bojen, kann es passieren, dass nicht weniger als 15 Boote hier festgemacht sind. Besucht man das Elphinstone während der Woche, liegen gerade einmal bis zu 5 Tagesausflugsboote an den Leinen. Auf die Charakteristik des Tauchgangs hat dies ganz erheblichen Einfluss. Wenn wenige Boote vor Ort sind, lohnt es sich den Tauchgang als Drift-Dive an der nördlichen Spitze zu beginnen, wo in der Tiefe gute Chancen auf Hammerhaie und graue Riffhaie bestehen. Während des Drifts, der übrigens immer an der Ost-Seite des parallel zur Küste verlaufenden Riffs entlang führen sollte, taucht man am steilen Dropoff entlang, welches sehr schön mit Hart- und Weichkorallen bewachsen ist. Die Westseite hingegen ist sandig und eher uninteressant. Gelangt man nun zum Süd-Ost-Zipfel des Elphinstone, wird man hier bereits sehr wahrscheinlich von den Longimanen in Empfang genommen.


Silhouette eines Longimanus
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Mit zirka 2 Metern Länge noch nicht ausgewachsen
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Es lohnt sich ab sofort ständig einen Blick auf sie zu haben. Anderenfalls könnte man durch einen neugierigen Longimanus, der von hinten unter einem durchschwimmt und plötzlich direkt vor der Maske Richtung Oberfläche stösst, ziemlich erschreckt werden. Dass die Weissspitenhochseehaie des Elphinstone derart nah herankommen dürfte an der - leider - mittlerweile gängigen Anfütterung durch Safariboote liegen, um so den Tauchern grösstmögliche Sichtungschancen zu ermöglichen. Im Strömungsschatten am Südende angekommen, kann den Elphinstone-Taucher dann der erste Schock erwarten! Zirka 50 bis 60 Taucher halten sich hier in Tiefen zwischen 20 Meter und der Oberfläche auf, die Longimanen mitten drin. Die Sichtweite kann bei vielen Besuchern um einige Meter werden, da der Blasenschleier kaum hindurchgucken lässt - ein Grund mehr, das Elphinstone während der Woche zu besuchen! Eins ist aber gewiss: Wenn Longimanen da sind, sind es häufig einige! Bei einem Tauchgang zählte ich insgesamt 7 Tiere, alle zwischen 1,50 Meter und gut 2 Meter lang. Das Verhalten dieser eleganten und ruhigen Schwimmer ist einmalig. In ruhigen Bahnen umkreisen sie jede neu ankommende Gruppe und ziehen ihre Bahnen immer enger, bis sie (bei ruhig im Wasser liegenden und nicht wie Dampflokomotiven schnaufenden Tauchern) den Mut fassen bis auf Streichelentfernung heranzukommen. Vor einem "Anstupser" sollte man nicht bange sein - glücklich der Fotograf, der einen all zu neugierigen Longimanus mit dem Gehäuse sanft bei Seite schieben kann. Bemerkenswert ist das Verhalten, so bald die Taucher das Wasser verlassen. Wer gut mit der Luft ist wird die Tiere aus immer geringerer Entfernung sehen können. So bald sich das Wasser leert, kommen die Haie mit den charakteristisch langen Brustflossen noch näher. Ein Buddy-Team allein im Wasser sollte sich jetzt Rücken an Rücken positionieren, um nicht zu sehr überrascht zu werden.


Longimanen schwimmen meist direkt unter der Wasseroberfläche
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Können aber auch mal unerwartet von unten hochkommen...
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Während der Oberflächenpause kann man die Haie vom Boot aus sehen. Sie schwimmen jetzt dicht unter der Oberfläche und verlassen normalerweise nicht die Zone um die an der Boje liegenden Boote.

Der Tagesablauf bei Bootsausfahrten ist ägytptentypisch. Morgens verlässt man mit dem Tagesboot gegen 8.30 Uhr die Hotelanlage Richtung Tauchplatz Nummer 1. Anschliessend wird das Boot zum zweiten Tauchplatz überführt, zunächst zu Mittag gegessen und eine Pause gemacht. Nach dem zweiten Tauchgang geht es zurück Richtung Equinox, wo man je nach Entfernung des Tauchplatzes zwischen 16.00 Uhr und 17.00 Uhr ankommt. So hat man ausreichend Zeit zur freien Verfügung für das Dekobier, die leckeren Kekse vom Buffet und sich für das Abendessen frisch zu machen. Den Absacker nimmt man entweder an der Bar direkt neben der Tauchbasis oder an der hoteleigenen Bar an der Poolanlage. Wer die obligatorische Shisha nicht missen möchte, für den steht eine Shisha-Bar am Strand, zwischen Bar und Bungalows gelegen, zur Verfügung.


Logistisch günstig für das Dekobier: Die Bar ist direkt neben der Tauchbasis
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Wenn es abends kühler wird, zieht man sich ins Innere der Bar zurück
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Das Equinox eignet sich für all die Taucher (eventuell mit nichttauchendem Anhang), die sich nicht zu einem Aufenthalt auf einem der zahlreichen Liveaboards durchringen können, aber trotzdem einen solch legendären Tauchplatz wie das Elphinstone binnen eines Tagesflugs besuchen möchten. Mit der Nähe zu den Dugong-Tauchplätzen und dem Vorhandensein eines sehr schönen Hausriffs punktet das Equinox gleichfalls. Die Verpflegung ist sehr gut, die Unterkünfte gepflegt, reichen jedoch nicht an den hohen Qualitätsstandard der noch weiter südlichen gelegenen Hotelanlagen heran. Unsicherheitsfaktor ist leider die für uns Taucher so wichtige Tauchbasis, da diese mittlerweile von ägyptischen Personal betrieben wird. Von daher wären frische Informationen über die Tauchbasis wünschenswert, die ich gerne hier an dieser Stelle einfliessen lasse, so bald mir jemand diese Informationen noch zur Verfügung stellt.


Die Korallenwelt ist absolut in Ordnung
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Die Schildkröten am Hausriff sind Taucher gewohnt - nicht unbedingt aber die Spiegelung des eigenen Abbilds im Dome
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Geschrieben von Andre
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Zuletzt geändert von Ivo am Do 8. Mai 2008, 13:44, insgesamt 2-mal geändert.
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stefroadking
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Beitrag von stefroadking »

danke ,

für die ausführlichen Informationen.

Ein sehr gelungener Reisebericht mit reichhaltigen Stoff für das nächste Tauchabenteuer. :dance:


Gruss
Stefan
:huch:
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