UW Fotos ohne Blitz

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staalo
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UW Fotos ohne Blitz

Beitrag von staalo »

Hallo zusammen,

ich würde gerne eine Diskussion anstossen zum Thema "Photographieren ohne Blitz unterwasser". Hintergrund ist, dass ich bis vor meinem letzten Urlaub mangels Ausrüstung fast ausnahmslos ohne Blitz fotographiert habe und erst seit neuestem stolzer Besitzer eines externen Blitzes bin. Der Grund, warum ich den internen Blitz so selten verwendet habe liegt hauptsächlich an dem bekannten "Schneegewitter", das eigentlich jede Aufnahme kaputtmacht, abgesehen vom Makrobereich, wo der interne Blitz durchaus Sinn macht (zum Thema Makro siehe auch http://www.uwpix.net/phpbb/viewtopic.php?t=432)

Ich habe bei meinen TGs immer ein weisses Plastikteil (zB Schraubverschluss einer Wasserflasche) dabei, mit dem ich nach jeder größeren (>3m) Tiefenänderung einen manuellen Weissabgleich durchführe. Das geht bei meiner Kamera (Canon A70) sehr einfach mit zwei Tastendrücken. Der Vorteil: Der für UW Aufnahmen typische Blaustich wird vermieden, die Farben erscheinen auf dem Bild genau so wie sie der Betrachter unterwasser wirklich wahrnimmt.

Natürlich ersetzt das nicht einen externen Blitz, da die Farben ja mit der Tiefe verloren gehen, und auch die Belichtung wird aufgrund mangelnder Lichtstärke mit zunehmender Tiefe (oder in schattigen Plätzen) recht schwierig. Oft ist man dann mit 1/30s und länger dabei, so dass diese Technik an ihre Grenzen stößt. Aber gerade in den ersten 10-15m (je nach Sonneneinstrahlung) bekommt man sehr schöne Resultate, da es gelingt die natürliche Farbwahrnehmung einzufangen. Ausserdem habe ich festgestellt, dass gerade im Flachwasser bei starker Sonneneinstrahlung Aufnahmen mit externem Blitz und automatischem Weissabgleich gerne einen Farbstich aufweisen, da die Blitzleistung hier nur zum leichten Aufhellen schattiger Partien ausreicht. Mit manuellem Weissabgleich lässt sich dieser Farbstich verhindern. Insofern sehe ich diese Methode jetzt, da ich auch einen externen Blitz verwende als Erweiterung meiner Möglichkeiten in Abhängigkeit vom Motiv und Umgebung.

Hier ein Beispiel ohne Blitz und mit manuellem Weissabgleich, in ca 10m aufgenommen (1/250s, f2.8, 5.4mm entspr. 36mm KB):

Bild

Zum Vergleich eine Aufnahme aus 32m (1/30s, f4.8, 16.2mm entspr. 107mm KB):

Bild

Hier fehlt es natürlich bereits sehr an Farben, und die Belichtungszeit ist grenzwertig, allerdings ist das halt nun mal der Farbeindruck in 30 Tiefe. Eine Alternative zum Weissablgleich ist die Verwendung von Filtern. Ich habe dazu ein sehr schönes Beispiel von Julian gesehen, ebenfalls in 30m nur mit Umgebungslicht:

Bild

Allerdings geht ein Filter immer mit einem gewissen Lichtverlust einher, und die Wahl des richtigen Filters ist tiefenabhängig.

Es ist klar, dass man Farbkorrekturen auch im Nachhinein durchführen kann. Das ist aber oft nicht so einfach und sehr zeitaufwendig (war zumindest meine Erfahrung). Hierzu jetzt ein bisschen Spekulation meinerseits: Ich denke es sollte möglich sein, einmalig in verschiedenen Tiefen jeweils eine Grautafel abzuphotopraphieren und dann daraus mit Hilfe von Photoshop et al eine Tabelle zu ermitteln, die den Temperaturwert in Abhängigkeit von der Tiefe und sicher auch den Oberflächenlichtverhältnissen wiedergibt. Das würde den manuellen Weissabgleich ersparen, man muss sich nur noch die Tiefe merken, in der die Aufnahme gemacht wurde. Hat hier schon mal jemand Erfahrung gesammelt? In meinen Träumen jedenfalls besitzt meine Kamera eine Weissabgleichs-Option "Unterwasser", bei dem die Kamera die aktuelle Tiefe misst und über eine Tabelle automatisch die richtige Farbtemperatur wählt.

Grüße,
Thomas
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julian
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Beitrag von julian »

Hi Thomas,

ich stimme Dir zu, dass man nah der Oberfläche sehr gut ohne Blitz und ohne Filter fotografieren kann. Allerdings führt ein extremer Weißabgleich zu Qualitätsverlust (z.B. > 10 000 Kelvin), da einfach bestimmte Farbanteile sehr gering aufgenommen wurden, die dann per Weißabgleich extrem verstärkt werden müssen. Daher hat man bei Aufnahmen in größeren Tiefen dann beim Herausholen der Farben Artefakte und Rauschen.

Genau da kommt ein Filter rein. Filter funktionieren bei digital auch über einen sehr großen Tiefenbereich, da der Weißabgleich eben vorhanden ist. Die Qualität ist bei größeren Tiefen (bereits bei 5m) besser.
Aber Du hast Recht, Filter schlucken Licht und daher ist meine Aufnahme oben auch etwas verwackelt, da die Blende bereits voll geöffnet war. Dazu muss ich aber auch sagen, dass es in 30m war, die Sichten sehr gering war und daher wenig Sonnenlicht nach unten kam.

Die Idee, dass sich ein Weißabgleich der Tiefe anpasst ist gut. Leider ist es schon ein großer Unterschied, ob man in 10m in Richtung Oberfläche oder nach unten Fotografiert. Auch Wasserfarbe, Sonnenstand und besonders wie klar das Wasser ist, würden so einem traum-Mechanismus schon ein Strich durch die Rechnung machen :-)

Aber ich denke auf jeden Fall auch, dass die digitale UW-Fotografie ohne Blitz (und mit Filter) sehr unterschätzt wird.

Auf meinem Monitor ist das Wasser bei Deinem ersten Foto etwas Lila-stichig. Sieht das bei Dir auch so aus auf dem Monitor?

Gruss.
Julian • uwpix-Gründer • www.blueshots.de
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staalo
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Beitrag von staalo »

Hallo Julian,

das mit den Problemen beim Weissabgleich bei größeren Tiefen leuchtet mir ein. Vielen Dank, da hatte ich noch gar nicht dran gedacht. Ein Filter dient also im wesentlichen dazu die Intensität des blauen Lichtes auf das Niveau des roten Lichtes zu drücken, während der Weissabgleich die Intensität des roten Lichtes stärker gewichtet, was bei schwacher Ausgangsintensitat des Rotlichtanteils zu dem von dir erwähnten Farbrauschen im Rotbereich führt.

Zusammengefasst:
Nachteil Filter: Intensitätsverlust, tiefenabhängigkeit nicht wiedergegeben
Nachteil Weissabgleich: mit zunehmender Tiefe stärker werdendes Farbrauschen.

Ich schliesse daraus, dass im Flachwasser der Weissableich einen Filter durchaus ersetzen kann und sogar den Vorteil hat die einzelenen Farbanteile korrekt wiederzugeben, ab einer gewissen Tiefe der Filter aber Vorteile besitzt.

Ich kann nur nochmal aus meiner Erfahrung betonen, dass man mit dem Weissabgleich gerade in nicht zu großer Tiefe gute Ergebnisse erzielen kann.

Ausserdem schließe ich mich Julians Meinugn an, dass das photogrqaphieren ohne Blitz (ob mit Weissableich oder Filter) wohl unterschätzt wird, da man hier den Vorteil hat die tatsächliche Lichtstimmung unverfälscht wiederzugeben.

Ach ja Julian, kann sein dass sich da ein leichter Lila-Stich versteckt (im Muränen-Bild ist er übrigens deutlicher). Schätze mal der Weissabgleich hat nicht exakt in der richtigen Tiefe stattgefunden. Wie gesagt, hab das immer nur nach Tiefenänderungen oder vor wichtigen Aufnahmen gemacht (die war wohl keine :D )

Grüße,
Thomas
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julian
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Beitrag von julian »

Hi Thomas,

ich denke ein Filter bringt auch schon in ein paar Metern bessere Ergebnisse, da hier der Blauanteil schon sehr stark dominiert und andere Farben verblassen:

Bild

Hier lag der Weißabgleich im relativ normalen Bereich, wie an Land. Außer beim Schnorcheln, würde ich immer zu einem Filter greifen und diesen in Verbindung mit dem Weißabgleich nutzen :-)

Übrigens, so sieht Dein Foto auf meinem Monitor etwas "natürlicher" aus, was das blaue Wasser angeht. Ist nur eine Nuance. Wie sieht das auf Deinem Monitor aus?
Bild

Gruss.
Julian • uwpix-Gründer • www.blueshots.de
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