Irrwege zum mobilen Fotospeicher mit Festplatte: von Julian

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Ivo
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Irrwege zum mobilen Fotospeicher mit Festplatte: von Julian

Beitrag von Ivo »

Irrweg zum brauchbaren mobilen Fotospeicher mit Festplatte
Autor: Julian



Wer nicht unbedingt einen Laptop mit genug Festplattenspeicher mit in den Urlaub nehmen möchte, für den bietet sich eine mobile Fotospeicherlösung an. Dies sind in der Regel kleine Geräte, die eine Festplatte, Kartenleser, sowie eine mobile Stromversorgung (Akkus) enthalten. Mittlerweile ist der Markt völlig überschwemmt von unzähligen Geräten von bekannten und unbekannten Herstellern. Die Spanne geht von simplen Lösungen bis zu aufwendigen und komplexen Geräten mit Display zur Anzeige der gespeicherten Fotos. Leider tummeln sich auch viele unfertige und halbherzig zusammen gestrickte Produkte auf dem Markt, die von den nüchtern betrachteten technischen Daten her erstmal viel versprechen, sich aber in der Benutzung als Ärgernis herausstellen. Bis ich eine zufrieden stellende Lösung gefunden hatte, war in meinem Fall leider ein kleiner Irrweg inkl. unerfreulicher Erfahrungen mit untauglichen Geräten erforderlich.

Archos Jukebox Multimedia 20
Vor ca. zwei Jahren hatte ich mir eine Jukebox Multimedia 20 mit integrierter 20GB Festplatte der Firma Archos zugelegt. Praktisch erschien es zunächst, dass dieses Gerät gleichzeitig als MP3 Player für Flugreisen dient. Zum Einlesen von CompactFlash Speicherkarten musste ein Adapter an das Gerät angesteckt werden. Die Transferrate lag bei ca. 1 MB pro Sekunde, das entspricht in etwa dem USB 1.1 Standard. Nicht gerade schnell, gemessen an dem, was die Speicherkarten liefern könnten. Der Überspielvorgang funktionierte zunächst mit Sandisk 256MB Karten problemlos. Allerdings war das Gerät nicht zu überreden, 1GB Karten auszulesen und selbst mit den kleinen 256MB Karten hatte ich zwei korrupte Bilddateien, die auf der Speicherkarte zuvor in Ordnung waren. Der Archos Support teilte mir nur mit, man wisse ja gar nicht, mit welchen Compact Flash Karten das Gerät überhaupt funktioniert. Das hätte man nie ausprobiert. Merkwürdig, so wurde doch das Auslesen und die Kompatibilität für mehrere Speicherkartentypen (inkl. CompactFlash) doch ohne genannte Einschränkungen als Verkaufsmerkmal angepriesen. Aber so einfach sieht man es bei Archos in diesem Fall, wenn ein Gerät die versprochene und erworbene Leistung nicht erbringt. Das Gerät überraschte noch mit weiteren Problemen: Speicherkartenadapterkontakte abgebrochen, Wackelkontakt bei der Stromversorgung (fest eingebauter Akku, nicht austauschbar), Akkulebensdauer reichte nach ein paar Monaten nur noch für maximal eine Stunde MP3-Dateien Abspielen.
Zusammengefasst erwies sich die Benutzung der Archos Jukebox Multimedia 20 folgendermaßen: mangelhaft verarbeitet (Kartenleserkontakte, Akkukontakte), mangelhafte Akkulebensdauer, langsame Transferrate, erhebliche Kompatibilitätsprobleme (Speicherkarten => 1 GB sind anscheinend gar nicht verwendbar), Datentransferfehler traten auf, Support war seitens des Herstellers praktisch nicht vorhanden.


Archos Jukebox Multimedia 20 mit angestecktem Kartenlesermodul und CompactFlash Speicherkarte
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Archos Geräte verweilen in der Regel sehr kurz am Markt und werden schnell durch Nachfolgegeräte ersetzt. Mir wurde daher auch erklärt, dass es keine weiteren Firmware Updates für dieses Geräte geben wird, die evtl. vorhandene Probleme beseitigen könnten, da das Gerät nicht mehr hergestellt wird. Mir wurde empfohlen, ein aktuelles Gerät zu kaufen. Mit anderen Worten könnte diese Auskunft bedeuten: Hat man Probleme mit seinem Archos Gerät, kann man nur hoffen, dass ein Firmware Update herausgebracht wird, bevor das Gerät wieder vom Markt verschwunden ist. Da tröstet es einen Fotografen auch nicht darüber hinweg, dass das Gerät mit weiteren Features wie Videoplayer Funktion, etc. aufwartet. Das Gerät kann eben alles, nur meiner Meinung leider nichts richtig. Dazu sei noch angemerkt, dass dies das einzige Archos Produkt ist, welches ich kennen gelernt habe und daher kann und möchte ich hiermit kein Urteil über die gesamte Archos Produktlinie äußern. Allerdings habe ich es aufgrund meiner persönlichen Erfahrung vorgezogen, kein Nachfolgeprodukt dieser Firma zu erwerben.

Ipod – toller MP3 Player - auch gut als Fotospeicher?
Als Zubehör für den Apple Ipod gibt es ein mobiles Kartenlesegerät. Zur Sicherung von großen Bilddatenmengen eignet sich dieses Gerät allerdings schon von den Grundeigenschaften her nicht. Die Transferrate ist jenseits von gut und böse und bevor man eine größere Speicherkarte zeitintensiv auf den Ipod überspielt hat, macht der Akku des Ipod wegen der anhaltenden Festplattennutzung schlapp. Es ist auch nicht möglich, während des Überspielvorganges den Ipod per Netzteil zu Versorgen, da ja der geduldige Kartenleser am Zubehörport angeschlossen ist. Ein Überspielen einer 1GB Karte würde also nicht nur unendlich lange dauern, sondern ist in der Regel gar nicht möglich, da sich der Ipod vor Ende des Transfers abschaltet.

Transcend Photobank
Zunächst machte die Photobank einen guten Eindruck auf mich: Simpel, klein und ohne unnötigen Schnickschnack. Im Gegensatz zu vielen anderen Geräten, die eine 2,5“ Festplatte benutzen, wurde hier eine 1,8“ Festplatte verbaut. Daher hatte ich die Hoffnung, ein Gerät in etwa der Größe des Ipods zu bekommen, welcher auch eine 1,8“ Platte besitzt. Dem war leider nicht so, auch wenn man probiert hat, sich vom Design her am Ipod zu orientieren.


links: Transcend Photobank
rechts: Apple Ipod

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Das Gerät besitzt keinen echten Ein-/Ausschalter, nur eine „Soft Off“ Funktion. Dafür kann man mit einem Kugelschreiber in ein kleines Loch pieksen, um einen ggf. erforderlichen Reset durchzuführen. Und das war leider bei jedem zweiten Ausschaltvorgang notwendig, da die interne Festplatte aus unerklärlichem Grund beim Abschalten einfach weiterlief und das Gerät sich aufgehängt hat. Der deutsche Transcend Vertrieb erklärte mir, man wisse nicht, ob das Verhalten normal wäre oder ob ein Fehler vorliegt und ich möchte mich doch bitte an meinen Händler wenden und nicht an den Vertrieb. Man hatte natürlich noch die ‚hilfreiche’ Empfehlung, eine aktuelle Firmware raufzuspielen, die natürlich bereits installiert war. An diesem Punkt hatte sich die Transcend Photobank für mich ebenfalls erledigt und wurde zurückgeschickt.

PD7X – schnell und zuverlässig
Um es vorweg zu nehmen, dieses Gerät hat mich angenehm überrascht. Es kann nichts außer zuverlässig und schnell Speicherkarten auslesen. Und das macht es einfacher und schneller als alle anderen Lösungen, die ich bisher in der Hand hatte.
Das Gerät wird in Deutschland von der SalientTrade GmbH (www.pd7x.de) vertrieben. Die Energieversorgung wird mit handelsüblichen AA Akkus hergestellt. Ich bin nie an die Grenzen der Akkukapazität gestoßen, würde aber mal vermuten, dass sich ca. 20 bis 30 GB problemlos mit einer vollen Ladung AA Zellen übertragen lassen. Das ist mehr als konkurrenzlos im Vergleich zu den oben genannten Produkten. Das PD7X lässt sich auch mit dem mitgelieferten Netzteil betreiben. Gleichzeitig werden dabei die AA Zellen durch die bereits integrierte Ladeschaltung aufgeladen. Die Zellen können also im Gerät verbleiben und müssen zum Aufladen nicht herausgenommen werden. Das Gerät kann also im Urlaub sogar als Backup Ladegerät für AA Zellen verwendet werden.

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Die Transferrate der Bilddaten ist um Welten besser, als es bei vergleichbaren Geräten der Fall ist. Karte Einschieben, Gerät Einschalten und einen Knopf drücken und schon wird eine randvolle 2GB CompactFlash Sandisk Ultra Karte in ca. 7 Minuten vollständig ausgelesen und auf die interne Festplatte gespeichert. Gerät Ausschalten und fertig. Die ungewöhnlich hohe Transferrate liegt bei ca. 5 MB/s. Schneller schafft es ein USB 2.0 Kartenleser mit gleicher Karte auch nicht. Damit ist das Gerät auch ‚on the road’ wirklich nutzbar. Denn so einige andere Geräte, darunter auch wesentlich teurere Lösungen mit Display, etc., brauchen für diesen Vorgang über eine halbe Stunde, nicht wirklich praktisch, um schnell mal unterwegs die Karte zu Entleeren und danach weiter zu Fotografieren.

Neben CompactFlash Karten (inkl. Microdrive) unterstützt das Gerät auch SD, MMC, Memorystick (inkl. ‚Pro’), sowie xD Speicherkarten. Die Verbindung zum PC wird mit USB 2.0 hergestellt (abwärtskompatibel zu Rechnern mit USB 1.1). Das PD7x erscheint dann als externe Festplatte und wird auch als solche ohne Geschwindigkeitseinschränkungen angesprochen. Darüber hinaus ist es möglich, das PD7x als externen USB 2.0 Kartenleser für den PC zu benutzen, was ich aber bisher noch nicht ausprobiert habe.

Das PD7x wird mit handelsüblichen 2,5“ Laptop-Festplatten bestückt. Zur Auswahl bei der Bestellung stehen 40, 60, 80 und 100GB. Das Gerät kann aber auch wahlweise ohne Festplatte bestellt werden (Preis 139.-- €) und der Einbau, sowie die Wahl der Festplatte selbst vorgenommen werden. Der Lieferumfang ist mehr als vollständig: PD7x, 4x Ansmann NiMh AA Akkus (2600 mAh), Tasche, USB 2.0 Kabel, Steckernetzteil (100-240V für Reisen), Kfz Ladekabel, deutsche Anleitung.
Ich habe die Version ohne Festplatte bestellt und es war sogar ein passender Schraubendreher im Lieferumfang enthalten, um das Gerät zum Einbau einer Festplatte zu öffnen. Dies geschah in ca. 5 Minuten und stellt kein Problem dar.
Die Außenhaut des Gerätes besteht aus Aluminium und macht einen sicheren Eindruck. Die Seitenteile (Akkufach, USB Anschluss und Kartenslots) besitzen zur Abdeckung Kunststoffklappen, die einen etwas labilen Eindruck machen. Bisher haben sie aber gut gehalten.

Bisher habe ich das Gerät in drei Urlauben mit dabei gehabt und war sehr zufrieden mit der simplen, schnellen und sicheren Auslesefunktion. Für den Preis müssen sich so einige andere halbgare und unausgereifte Geräte auf dem Markt vor dem PD7x verstecken.

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Einen kleinen Schönheitsfehler besitzt das PD7x allerdings. Bei Akkubetrieb wird die Festplatte direkt von den 4 AA Zellen versorgt (unstabilisiert). Festplatten benötigen nach den Herstellerspezifikationen allerdings eine stabilisierte 5V Spannung mit einer max. Toleranz von 5%. Das würde 4,75 – 5,25 V bedeuten. Die Spannung der vier AA Zellen bewegt sich allerdings, je nach Ladezustand, auch mal geringfügig außerhalb dieser Spanne (voll geladene Zellen z.B. ca. 5,5V). Ich habe in der Praxis allerdings keine Probleme gehabt, obwohl ich versucht habe, sie zu provozieren. Das PD7x besitzt auch zur Kontrolle der Spannung ein Voltmeter im Display. Solange man das Gerät nicht mit gerade randvoll geladenen Akkus sofort einschaltet oder die Akkuladung bis aufs Letzte ausreizt, wird die Spannung sich auch nicht aus der vorgegebenen Toleranz bewegen. Zusätzlich blockiert die Software den Kopiervorgang mit unzulässiger Spannung. Also besteht kein Datenverlustrisiko. Beim Betrieb mit angeschlossenem Netzteil ist die Spannung dagegen stabilisiert.

Mittlerweile gibt es das Nachfolgegerät PD70x (www.pd70x.de) mit einigen Verbesserungen (Transferrate nun bis zu 16MB/s, etc.). Der kleine Schönheitsfehler der unstabilisierten Spannungsversorgung während des Akkubetriebes gehört wohl beim PD70x ebenfalls der Vergangenheit an.

Für mich ist der kleine Schönheitsfehler der unstabilisierten Spannungsversorgung völlig zu vernachlässigen, wenn man sich die z.T. unakzeptablen Krankheiten manch anderer Geräte anschaut. Die Beratung seitens der SalientTrade GmbH war bei der Bestellung sehr umfangreich und freundlich, so dass ich dieses Gerät sehr gut empfehlen kann.

Es gibt natürlich noch unzählige andere Lösungen, mit den man glücklich werden kann. Daher ist Jeder eingeladen, im Forum zum Thema mobile Speicherlösungen seine eigenen Erfahrungen zu schildern.

Hier gibt es eine sehr umfangreiche (englischsprachige) Übersicht von mobilen Speicherlösungen:
http://fhoude34.free.fr/PortableHD.htm



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Update 09.01.2005: PD70x
Link: PD70x, Silent Trade GmbH

Mittlerweile habe ich nun den Nachfolger des PD7x hier liegen: PD70x. Äußerlich unterscheidet sich das Gerät nur geringfügig. Die Tasten auf der Oberfläche sind weggefallen, die auch bereits beim Vorgängermodell PD7x funktionslos waren. Die labile Kunststoffabdeckung der Kartenslots und Bedienelemente ist beim PD70x nun durch eine robustere Variante ersetzt worden.

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Das PD70x soll Übertragungsraten von bis zu 16MB/s bieten. Allerdings kann bei einer so hohen Datenrate die Compact Flash Karte schnell zum Flaschenhals werden. Für eine 1GB Sandisk Ultra II benötigte das PD70x keine zwei Minuten, bis diese vollständig kopiert wurde. Dabei betrug die Datentransferrate durchschnittlich 8,6 MB/s. Das ist nochmal eine enorme Steigerung im Vergleich zur Vorgängerversion PD7x, welches schon überdurchschnittlich schnell war.

Der Kopiervorgang ist nun noch einen Schritt einfacher geworden. Nach dem Einschalten muss nicht einmal mehr ein Knopf betätigt werden. Das bedeutet für einen normalen Kopiervorgang: Karte Einstecken, Gerät Einschalten und der Kopiervorgang beginnt nach ein paar Sekunden automatisch. Nachdem der Kopiervorgang abgeschlossen ist (Smiley Symbol erscheint im Display), wird das Gerät wieder ausgeschaltet und die Karte entnommen. Das war’s.

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Das PD70x wurde um eine sinnvolle Zusatzfunktion bereichert. Die Verifiy-Funktion erlaubt eine vollständige Überprüfung der kopierten Daten. Dabei überprüft das Gerät nach jeder übertragenden Datei, ob diese mit der Quelldatei auf der Speicherkarte identisch ist. Allerdings verlangsamt sich damit der Kopiervorgang erheblich und es wird ca. die dreifache Zeit benötigt. Eine volle 1GB Sandisk Ultra II CF Karte benötigte bei aktivierter Verify-Funktion 5 Minuten und 51 Sekunden. Der gleiche Karteninhalt konnte ohne Verify-Funktion dagegen in nur einer Minute und 49 Sekunden übertragen werden.

Der Schönheitsfehler der unstabilisierten Spannungsversogung des PD7x ist beim PD70x behoben worden. Die Festplattenversorgungsspannung soll nun ebenfalls bei Akkubetrieb stabilisierte 5V betragen.

Die wesentlichen Unterschiede, bzw. Verbesserungen gegenüber dem Vorgängermodell zusammengefasst:

- Verifiy-Funktion (Überprüfung der kopierten Daten mit den Quelldaten auf der Speicherkarte)
- Höhere Übertragungsgeschwindigkeit bis zu 16 MB/s je nach Speicherkarte (CF Ultra II 1GB ~ 8,6 MB/s)
- Ladeelektronik für Schnellladung in ca. 3 Stunden (bei z.B. 4x 2600 mAh AA Zellen)
- Stabilisierte 5V Spannungsversorgung der Festplatte auch bei Akkubetrieb
- Weiter vereinfachte Bedienung
- Höheres Transfervolumen pro Akkuladung von angegebenen 50GB
- Stabilere Abdeckklappe der Kartenslots und Bedienelemente

Bisher ist das PD70x das rundum "tauglichste" Gerät, welches ich zum Entleeren von Speicherkarten in der Hand hatte. Mir ist kein Gerät bekannt, dass den Speicherkarteninhalt derart schnell Kopieren kann. Es geht dabei nicht um ein paar Prozent Geschwindigkeitsvorteil, die in der Praxis unwichtig wären. Es geht viel mehr darum, dass man auch unterwegs in kurzer Zeit seine Karten schnell Entleeren kann. Bei einer 2 Gigabyte Karte sind keine vier Minuten notwendig. Muss man dagegen, wie bei manchen anderen Geräten, für die gleiche Datenmenge bis zu einer halben Stunde warten, wird man das wohl kaum mal eben nebenbei erledigen wollen, wenn man die Kamera im Einsatz hat. Für den Bootseinsatz wird ein passendes, kleines Pelicase angeboten, in das das PD70x genau reinpasst und gut vor Stößen und Spritzern geschützt ist.



Geschrieben von Julian

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