Erfahrungsbericht zum Fotografieren mit Dauerlicht von Helge

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Ivo
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Erfahrungsbericht zum Fotografieren mit Dauerlicht von Helge

Beitrag von Ivo »

Erfahrungen zum Fotografieren mit Dauerlicht
Autor: Helge Suess

Die hier zusammengefassten Aussagen stammen aus meiner praktischen Erfahrung von ca. drei Jahren mit Videolicht.
Warum Videolicht?
Als ich mit der digitalen UW-Fotografie begonnen habe gab's vieles noch nicht. Dieses Forum zum Beispiel. Ebensowenig gab's TTL-Adapter oder TTL-taugliche Blitze für Digitalkameras. Dafür aber die von den Analogen gemachte Erfahrung, dass man ohne TTL nicht leben kann.
Ich hatte mit für die Olympus E-20 entschieden weil sie damals eine der wenigen bezahlbaren Kameras war die einen vergleichsweise guten optischen Sucher hatte und das von mir gewohnte SLR-Gefühl vermittelte.
Das Problem mit dem Gehäuse löste ich in rustikaler weise in blauem Carbon :-)
Mangels Erfahrung mit manuellem UW-Blitz und fehlendem TTL entschloss ich mich schliesslich für Dauerlicht.
Die Lampen
Meine Ausrüstung bestand aus zwei 50W Halogenstrahlern (Tanklampen) an der Kamera. Dazu ein dritter 50W Strahler "am Buddy" (Willixhofer UT27). Als Leuchtmittel kamen dabei 12V Kaltlichtspiegellampen im GU 5.3 Sockel zum Einsatz. Das hat den Vorteil dass man ein breites Spektrum an Leuchtwinkeln, Farbtemperaturen und Leistung zur Verfügung hat.
Bild
Leuchtmittel
Die Auswahl bei Kaltlichtspiegellampen bietet Leuchtwinkel von 10° bis 60°. Es sind Farbtemperaturen von 3200°K, 4800°K und auch Tageslichtspektren mit 5500°K verfügbar (diese allerdings nur mit 38°).
Leistungen von 20W bis 50W erlauben Helligkeit und Leuchtdauer zu optimieren. Zu erwähnen sind dabei Lampen die mit der IRC Technologie arbeiten. Sie reflektieren einen großen Teil der Hitze zurück auf den Glühfaden. Dadurch liefern sie bei z.B. 35W Verbrauch eine Lichtausbeute die einer 50W Lampe herkömmlicher Technologie entspricht.
Ein weiterer Vorteil der Kaltlichtspiegellampen gegenüber anderen Halogenlampen mit externem Reflektor ist die absolut homogene Ausleuchtung. Der Lichtkegel hat einen gleichmässigen Verlauf und fällt an den Kanten sanft ab. Andere Lampen zeigen hingegen oft einen unschönen und störenden hellen Fleck (hotspot) im Zentrum. Nach meiner Erfahrung haben sich Lampen mit 38°-60° Leuchtwinkel als optimal erwiesen.
Vorteile
Gestalterisch bieten Leuchten wesentliche Vorteile. Im Gegensatz zum Einstelllicht der meisten Blitze sind sie wegen der größeren Leistung auch bei kräftigerem Umgebungslicht gut zu sehen. Viele Blitze haben auch kein Einstelllicht. Im Dunkeln helfen Lampen dem AF deutlich auf die Sprünge. Schattenwurf und Wirkung lassen sich gut beurteilen.
Wo sind die Grenzen?
Sehr nahe. Ein wesentlicher Punkt ist für mich das Spektrum. Ausser den nicht ganz billigen echten Tageslichtlampen haben Halogenlampen ein eingeschränktes Spektrum. Besonders der Blau-Anteil ist unterrepräsentiert. Die Bilder wirken daher gegenüber Blitz weniger "knackig". Daran ändert auch ein korrekter Weissabgleich nichts.
Spektrum und Farbtemperatur, Alternativen
HLX-Brenner haben um die 4800°K. Das ist deutlich zu warm für Digitalkameras dei auf ca. 5400°K ausgelegt sind. Der fehlende Blauanteil macht sich in etwas "weichen" Bildern bemerkbar. Lampen mit speziellen Tageslichtreflektoren (vergütet) liefern bessere Ergebnisse.
HID Lampen haben ein ausgewogenes Spektrum und liefern knackige Farben. Die Technik ist aber von den Betriebskosten her weniger zu empfehlen. Vom Licht ist sie Blitzlicht fast gleichwertig. Die Lampen die ich für Tests zur Verfügung hatte waren allerdings vom Leuchtwinkel nicht für das Fotografieren geeignet. Meine Tests mit (frühen) LED Lampen waren enttäuschend. Der Blauanteil (und auch UV) ist sehr hoch und die Bilder wirken flau. Das Spektrum ist in der Regel ungleich verteilt was zu unnatürlicher Farbwiedergabe führt. Ausserdem lässt bei den meisten Lampen die Homogenität der Lichtfläche sehr zu Wünschen übrig. Der Leuchtkegel ist in der Regel eng und hat einen ausgeprägten Mittelpunkt (hotspot) mit meist stufigem Abfall zum Rand.

Bild
Beispiel: Chromodoris Dianae (E-20, 3 Halogenlampen).
Bild
Beispiel: Chromodoris Dianae (E-3, Hartenberger 250).

Anmerkung: Trotzdem gefällt mir das erste Bild vom Aufbau und der Gestaltung deutlich besser. Der Blitz hat beim zweiten Bild wegen seiner enormen Leistung (gedrosselt auf -4 LV) und der gut 100° Leuchtwinkel zu viel Hintergrund betont. Blenden zum Begrenzen der Leuchtfläche wären gut gewesen.

Ein weitere Nachteil des Dauerlichts zeigt sich, wenn man lichtscheue Tiere fotografieren möchte. Muscheln (z.B. Dornenaustern) reagieren auf Lichtreize mit Schliessen (und bleiben dann meist mindestens 10 Minuten geschlossen). Hier lässt sich mit spielerischem Nähern eine Gewöhnung erreichen und man kann dann in Ruhe fotografieren. Absolut keine Chance hat man z.B. bei Mandarinfischen. Auch Pygmäenseepferdchen reagieren sauer auf Dauerlicht. Sie freuen sich zwar auch nicht wirklich über Blitz, schauen aber mit etwas Glück (und gedrosseltem Einstelllicht) noch in die Kamera wenn man abdrückt.
Auserhalb des Makro-Bereiches ist Dauerlicht deutlich zu schwach. Auch reicht der Leuchtwinkel (selbst bei 2 mal 60°) nicht für eine brauchbare WW-Ausleuchtung. Arbeitet man mit Filtern geht zu viel des (hauptsächlich rotlastigen) Lichtes verloren.
Zusammenfassung
Dauerlicht hat bei Makro in begrenztem Rahmen seine Berechtigung. Es ist einfach in der Handhabung, erreicht aber bald seine Limits. Spannend wäre ein Versuch mit aktuellen LED Lampen.

Helge ;-)=)
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Ivo
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Beitrag von Ivo »

@ Helge

Vielen Dank Helge für Deine Ausführungen!

Gruß, Ivo
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