Moin,
sorry Markus, es hat ein bisschen gedauert, ich war mit wenig Netz unterwegs und es sind ein paar mehr Wörter geworden.
Zuvor bin ich mit Sealux + 5D MkII abgetaucht. Für meine 5D MkIV konnte Sealux schon nichts mehr liefern, das Ende der Firma stand wohl schon mehr oder weniger fest.
Ich bin dann mit dem Seacam 5D MkIV Gehäuse im Urlaub gewesen und hatte aufgrund des fast doppelten Listen-Neupreises im Vergleich zu Sealux zugegebenermaßen schon ein bisschen was erwartet. Letztendlich bin ich dann aber weiter zu Nauticam. Ich kann also einfach ein paar Eindrücke schildern, wie sich Sealux, Seacam und Nauticam für mich im Vergleich gegeben haben.
Ergonomie
Das Seacam Gehäuse hat mir von der Bedienung Unterwasser besser gefallen, als das Sealux Gehäuse. Insbesondere die Position des hinteren Wahlrades der 5D am Gehäuse außen (schräg und direkt am Daumen). Allerdings übertrifft Nauticam für mich das alles bei weitem. Im Gegensatz zu Sealux und Seacam lässt Nauticam nützliche Durchführungen wie den gesamten Multicontroller auf der Rückseite nicht weg, sondern bietet auch am UW-Gehäuse eine 4-Richtungs-Wippe, kombiniert mit den sehr angenehmen Tasten für z.B. Set ("Pianotasten"). Auch die Hebelumstellung für Photo/Video, Start/Stop, etc. finde ich sind eine andere Hausnummer. Einzig die Fenster für Modus und das obere Display lässt Nauticam weg. Klar, es geht ja alles mit dem Info Screen auf dem Display. Trotzdem fand ich die Fenster, wie sie Sealux und Seacam haben, für den schnellen Blick nicht verkehrt. In der Summe liegt Nauticam bei der Bedienung für mich aber vor Seacam und Sealux. Die Handgriffe von Seacam haben für meine Hände nicht so gut gepaßt von der Form her. Hier passen Sealux und Nauticam für mich besser. Aber das ist eine individuelle Nummer. Übrigens haben Seacam und Nauticam enorm viel Luft um die Kamera im Gehäuse und sind relativ ausladend. Das Sealux Gehäuse ist merklich kleiner und eng anliegend konstruiert. Ein Alleinstellungsmerkmal gibt es bei Seacam: Zoom- und Fokusringe können unabhängig voneinander im Gehäuse installiert und gleichzeitig benutzt werden. Mir ist zumindest kein anderer Hersteller bekannt, der das bietet. Andere Hersteller bieten das nur über eine Fokusdurchführung am Port an. Was grundsätzlich überhaupt nicht verkehrt ist, aber evtl. Einschränkungen je nach Objektiv geben kann. Für mich ist das Feature nicht wichtig, aber evtl. vielleicht für Filmer interessant.
Ergonomie Unterwasser:
1. Nauticam
2. Seacam
3. Sealux
Handhabung / Zusammenbau / Wechsel von Ports, Objektiven und Akku
An dieser Stelle habe ich mich in der Tat bei Seacam etwas gewundert. War ich gewohnt, dass ich bei Sealux die Kamera zum Akku-Wechsel mit dem Schlitten heraus ziehe, so musste ich bei Seacam je nach Objektiv und Zoomring das gesamte Setup zerlegen: Ports ab, Objektive ab, Kamera mit Lösen der Stativschraube raus fummeln. Die Kamera kann mit Objektiv und Zoom nicht einfach entnommen werden, der Lens-Release-Hebel (und ich meine der Hebel für die Abblendtaste ebenfalls) ist im Weg. Bei Sealux kann man den Lens-Release-Hebel nach oben weg schwenken und bei Nauticam wurde dieser noch eleganter und einfacher direkt mit auf den Schlitten installiert. Ebenso finde ich die Seacam Zoomringe, die nur einen kleinen Bereich mit Zähnen versehen haben, umständlich. Es kann auch mal hektisch auf dem Boot zugehen und zusätzlich noch darauf achten zu müssen, dass der Zoomring an der richtigen Stelle montiert wird und der Zahnbereich passt, finde ich einfach überflüssig. Denn es geht auch anders. Sealux und Nauticam sind hier mit durchgehender Zahnung weniger umständlich. Darüber hinaus musste ich bei Seacam vor dem Einbau auch darauf achten, dass bestimmte Schalterstellungen an der Kamera sich mit denen am Gehäuse decken. Vergisst man das, kann man Pech haben und die Kamera lässt sich Unterwasser nicht mehr einschalten. Sealux und Nauticam haben dagegen auch hier einen "fail-safe" Ansatz. Einfach einbauen, egal wie die Schalter stehen, es lässt sich bedienen. Man braucht auch bei Sealux und Nauticam keinen Zahnradaufsatz auf das Moduswahlrad vor dem Einbau aufsetzen.
Vom Portsystem her hat Seacam zwar anstatt eines Bajonetts noch ein Gewinde, dass ich aber dennoch angenehmer fand beim Zusammenbau als bei Sealux. Sealux hat zwar ein Bajonett, welches allerdings mehr Kraftaufwand erfordert. Nauticam lässt für meinen Geschmack allerdings Sealux und Seacam mit seinem Portsystem weit hinter sich. Port ansetzen und Hebelchen umlegen, fertig.
Die Sonnenblende des Seacam Fisheye Domes ist vorne Spitz ausgeführt. Optisch gibt es dafür keine Notwendigkeit (siehe Sealux und Nauticam). Das Gehäuse lässt sich zum Öffnen also nicht vorne auf dem Port auf dem Tisch abstellen. Hier bevorzuge ich die Varianten von Sealux und Nauticam. Einfach Abstellen und die Gehäusewand öffnen. Bei Seacam fällt alternativ das Öffnen zwischen den Beinen tendenziell auch eher weg, weil die Griffe am Hinterteil des Gehäuses montiert sind und dann der gesamte Vorderteil auf den Boden fallen würde.
Ein nettes durchdachtes Detail bei Sealux: Die paar kleinen Tröpfchen, die beim Öffnen eines Gehäuses bei Seacam und Nauticam gerne mal nach innen laufen, werden bei Sealux durch eine hochgezogene Innenwand am Gehäuse-O-Ring abgehalten.
Handhabung / Zusammenbau:
1. Nauticam
2. Sealux
3. Seacam
Qualität
Ich hatte mit einem gebrauchten, aber sehr gut gepflegten Seacam Gehäuse, das sich innerhalb des Wartungsintervalls befand, Probleme. Das Zahnrad für die Modusradverstellung hat meist nicht gegriffen. Es soll angeblich an den Abweichungen von Canon in der Produktion liegen. Allerdings hatte ich das Problem mit drei verschiedenen 5D MkIV Kameras (alle unterschiedliche Jahrgänge). Das Argument, dass Canon's Serienstreuung die Ursache für das Problem ist, kann ich allerdings im oberen Preissegment nicht so ganz nachvollziehen. Als Gehäusehersteller kann man aus meiner Sicht im gehobenen Qualitätsegment solche leichten Serienabweichungen mit abdecken und so konstruieren, dass geringfügige Abweichungen die Funktion nicht gefährden. Das funktioniert bereits im deutlich niedrigeren Preissegment ganz bewusst (Sealux). In dem Zusammenhang hat mich auch gewundert, dass die Kamerafixierung bei Seacam im Vergleich zu Sealux und Nauticam etwas Spiel hat. Der Begrenzungsstift, der oben links (von hinten gesehen) die Kamera fixiert, ist dünn, lang und trifft mit der Spitze auf die vordere schräg verlaufende Kameragehäusewand. Es braucht nur sehr wenig Kraft (Gewichtskraft der Kamera reicht vielleicht schon?), um hier etwas Spiel zu erzeugen, der Stift biegt sich und die Kamera rotiert minimal um die Stativschraube. Interessanterweise hat das direkt einen Einfluss auf die Position des Moduswahlrades und dem Zahnrad, mit dem es Probleme gab. Bei Sealux und Nauticam sitzt die Kamera dagegen bombenfest und präzise mit Schlitten an den Begrenzern im Gehäuse, es stellt sich kein Spiel ein. Der Nauticam Schlitten ist mit dem Hebel noch komfortabler zu bedienen, bei Sealux müssen zwei Rädchen geschraubt werden zum Lösen.
Mit dem Seacam Gehäuse habe ich das erste mal einen Walhai gesehen. Später hatte ich auf den Fotos einen schwarzen Fleck. Es war die Gummikappe vom Lens-Release-Hebel, die in den Dome gefallen war. Viele Shots hatte ich blind gemacht und war danach echt etwas verstimmt. Mir ist dann aufgefallen, dass auf die flache Hebelform bei Seacam einfach runde Gummikappen aufgesteckt werden. Vielleicht eine Frage der Zeit, bis das Gummi ermüdet und es abfallen kann. Bei Sealux passen die Form des Hebels und der Gummikappen zueinander. Bei Nauticam sind die Gummiaufsätze so installiert, dass sie nicht abfallen können. Vielleicht fallen sie auch bei Seacam in 99% der Fälle nicht ab, aber 100% sicher ist das aus meiner Sicht nicht, wenn man einfach runde Kappen auf flache Hebel schiebt, ohne sie zu fixieren. Und ein bisschen Liebesmüh fehlte mir dann doch, zur Uhu Tube zu greifen. Denn es geht ja auch anders.
In 17 Jahren hatte ich bei Sealux nie einen Fall, dass eine Durchführung nicht funktioniert hat oder ein Teil innen abgefallen ist. Und die Wartungsempfehlungen hatte ich bei Sealux dagegen nicht eingehalten. Das gebrauchte Nauticam Gehäuse habe ich erst auf einem Trip benutzt, hatte damit soweit auch keine Probleme.
Mit dem Seacam Gehäuse hatte ich einen Wassereinbruch. Die Ursache konnte ich dafür allerdings nicht finden und bei den nachfolgenden Tauchgängen war es auch wieder dicht. Das hat zwar meinen Spaß mit dem Gehäuse nicht gerade gefördert, da die Kamera ein bisschen was abbekommen hat, aber ich will es dennoch wertfrei lassen, da ich es nicht auf das Gehäuse zurückführen konnte und es danach ja wieder dicht war.
Qualität:
1. Sealux & Nauticam
2. Seacam
Kompatibilität / Erweiterbarkeit
Mir hat es bei den Gehäuseherstellern im europäischen Raum immer gut gefallen, dass man nicht nur alles von der Stange bekommen hat, sondern z.B. Zoomringe auch für exotische Objektive anfertigen lassen konnte, oder die gewünschte Blitzbuchse verbauen lassen konnte. Das war bei den Asiaten nicht möglich (z.B. Sea&Sea). Bei Sealux konnte ich einfach eine S6, eine N5 oder eine Ikelite Buchse schnell und problemlos installieren lassen. Bei Nauticam ist es noch besser gelöst. Das Gehäuse bietet drei modular zu bestückende Gewinde (M14 & M16, Adapter M16->M14 auch dabei). Hier kann man frei wählen zwischen Blitzbuchsen und Vakuum-Ventil. Der Benutzer kann selbst einfach die gewünschten Blitzbuchsen kaufen und rein schrauben, eine Einsendung ist dafür nicht notwendig. Finde ich super gut! Besser geht es nicht. Und da Ikelite offen ist und neben ihren Zollbuchsen auch M14 und M16 anbieten, habe ich diese einfach gekauft und reingeschraubt. Fertig. Bei Seacam bekommt man eine Ikelite Buchse nicht für Geld und gute Worte installiert. Der Ansatz, alles inkl. Blitze nur von Seacam zu kaufen und zu benutzen, klingt für mich in der Hinsicht etwas angestaubt und provinziell. Nauticam und Ikelite bieten hier benutzerfreundliche und offene Kompatibilität.
Kompatibilität / Erweiterbarkeit:
1. Nauticam
2. Sealux
3. Seacam
Sucher
Seacam war der erste Hersteller, der eine große Sucheroptik für Unterwassergehäuse angeboten hat. Im europäischen Bereich hat Sealux daraufhin ebenfalls einen geraden und später einen Winkelsucher angeboten. Am Sealux Gehäuse benutze ich den 30° ("150°") Sucher, am Nauticam Gehäuse den 45° Sucher. Am Seacam Gehäuse hatte ich den S45 Sucher (45°). Einen A-B Vergleich habe ich nicht gemacht. Vom subjektiven Eindruck gefällt mir das Sealux Sucherbild am besten, da es weniger schnell abschattet bei kleinen Kopfbewegungen und trotz großem Sucherbild einen sehr guten Überblick über das gesamte Bild bietet. Hier finde ich Seacam und Nauticam einen Hauch kritischer. Aber das waren aus meiner Erinnerung nur subjektive Nuancen ohne A-B Vergleich. Vom Sucherbild lässt sich mit allen drei Suchern sehr gut arbeiten finde ich. Vom Sucherwinkel gefallen mir die 30° von Sealux am Bestem. Von der Handhabung und Drehung für Hochformat sind der Sealux und Nauticam Sucher problemlos. Der Seacam Sucher lässt sich mit steigendem Wasserdruck/Tiefe spürbar schwerer Rotieren, was bei viel Wechsel zwischen Hoch- und Querformat auffällt. Das mag daran liegen, dass der Seacam Sucher direkt mit der Oberfläche auf dem Gehäusefenster auf der Rückwand aufliegt und dagegen gepresst wird. Sealux hat hier für meinen Geschmack eine bessere Konstruktion, es sind zwei gelagerte Kugeln eingelassen, die den Sucher mit Abstand von der Gehäuserückwand elegant und leicht in Stufen drehen lassen. Die Montage mit dem zusätzlichen Federpin bei Seacam finde ich ein bisschen fummelig, da ich der Kandidat bin, der die Feder früher oder später verlieren würde. Beim Nauticam Sucher kann man Unterwasser sogar den Dioptrie-Ausgleich verstellen.
Sucher:
1. Sealux
2. Nauticam
3. Seacam
Zukunft: Unterwasser-Optik
Ich habe nun einen Trip mit dem Nauticam WACP-C fotografiert. Es lässt aus meiner Sicht in zwei Punkten jede Dome-Weitwinkel-Objektiv-Kombo hinter sich:
1. Bildwinkel-/Zoombereich
2. Bildqualität (Bildecken)
Vom Clown-Fisch bis zum Tigerhai geht alles mit konkurrenzloser optischen Qualität. Hier ist das Wort Innovation wirklich zutreffend. In der Analogzeit hatte man zumindest scharfe UW-Weitwinkeloptiken (Nikonos und Sea&Sea für Nikonos). Für die DSLRs und DSLMs gab es bisher nichts und man war auf eine Dome-/Weitwinkel-Kombi angewiesen. Mit dem WACP gibt es nun eine optisch für Unterwasser gerechnete Lösung, die auch noch in Kombination mit Standardzooms einen Zoombereich (je nach Objektiv) von z.B. 55-130° abdeckt. Gerade mal ca. einen Tausender mehr kostet das Ding im Vergleich zu einem 230mm Dome. Und man kann sich das teure Weitwinkel sparen, da es mit Brot- und Butter-Zooms eine deutlich bessere Bildqualität liefert.
Alle anderen haben hier einfach jahrzehntelangen Stillstand hingelegt.
Fazit
Da sich Seacam ja ein bisschen was in Richtung Innovation und Qualität auf die Fahne schreibt und auch im entsprechendem Preissegment angesiedelt ist, hatte ich unter'm Strich mehr erwartet. Die Handhabung fand ich in den genannten Punkten umständlich und hakelig. Hier sehe ich die technischen Konstruktionen tendenziell mittlerweile eher schon unter der Überschrift Retro / Vintage platziert. Ist man allerdings einmal abgetaucht, hat nicht vergessen, alle Schalter vor dem Einbau richtig zu stellen und den Zoomring richtig zu positionieren, dann ist die Ergonomie und Bedienung beim Fotografieren gut. Der S45 Sucher ist zwar mit zunehmender Tiefe schwergängig zu Drehen, hat aber ein gutes Sucherbild. Die Erweiterbarkeit (z.B. Blitzbuchsen) ist eingeschränkt und optische Weitwinkellösungen mit Blick in die Zukunft sind nicht in Sicht (abgesehen von der Adaptierung von alten Nikonos Objektiven, die begrenzt verfügbar sind und auch keinen vergleichbaren Bildwinkelbereich bieten).
Sealux hat aus meiner Erfahrung für einen sehr fairen Kurs Gehäuse in sehr guter Qualität gebaut. Ich hatte drei Sealux Gehäuse. Im Detail gut durchdacht und in vielen Punkten praktisch in der Handhabung. Gute Auswahl bei den Domeport Größen (18cm -> 20cm und 23cm) mit gut durchdachten Sonnenblenden (stabil, Kamera kann man drauf ablegen, gute Abschottungen auch an den seitlichen Bildrändern). Der Sealux 150/30° Sucher ist mein Favorit. RIP Sealux – der Abgang war nicht dolle.
Mit dem Nauticam Gehäuse habe ich meinen Spaß. Handhabung flutscht einfach nur so (Portsystem, Schlitten, etc.), Bedieung/Ergonomie Unterwasser finde ich sehr gut, sowie offene Erweiterbarkeit und Flexibilität. Das Highlight für mich ist das WACP-C. Was für ein geiles Teil
Julian
Nauticam WACP-C & Canon 28-80 V USM @28mm (130 Grad Bildwinkel):