Belichtung:menschliches Auge kontra Digital=Vollmond

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udo
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Registriert: Mi 19. Jan 2005, 00:02
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Belichtung:menschliches Auge kontra Digital=Vollmond

Beitrag von udo »

Bei meinen UW - Aufnahmen passiert es mir immer wieder mal zwischendurch, dass unter- oder überbelichtete Aufnahmen dabei sind. Das ist natürlich sehr unbefriedigend.

Meine eigenen Erfahrungen und Einschätzungen von Motiv und Hintergrund, lassen mich Blende und Blitzleistung aufgrund meines Gefühls einstellen (ich belichte ausnamslos manuell).
Dann sehe ich das Ergebnis auf meinem relativ hell eingestellten Display und wundere mich über die viel zu dunkle oder zu helle Aufnahme.

Dafür mal zwei Beispiele von Cebu:

Seenadel (Überbelichtung)
Bild
Untergrund zu hell und nicht beachtet, daher falsche Blende gewählt und eine deutliche Überbelichtung mit ausgefransten Rändern.

Clownfish (Unterbelichtung)
Bild
Das Rot macht als Farbe genug Probleme, mehr Blitzleistung und eine offenere Blende hätten das Ergebnis verbessert

Bei Unterbelichtung ist es noch recht einfach zu korrigieren, solange der Blitz nicht mit voller Leistung lief und ich die Blitzleistung noch erhöhen kann. Zum besseren Verständniss: Bei der 300D kann im Modus "manuell" die Blende nur mit gedrückter AV-Taste verstellt werden und das ist relativ unbequem, bei vielen anderen Modellen(10D/D70) geht es direkt.

Bei Überbelichtung reduziere ich ungern die Blitzleistung allein, sondern passe die Blende und die Blitzleistung an. Das führt wie bei dem Drachenkopf von Cebu zu einem interessanteren Bild mit fast schwarzem Hintergrund (Blitzleistung -1). Soweit das Prozedere mit recht guten Ergebnissen, wie beim beschriebenen Drachenkopf.
http://www.uwpix.net/cpg/displayimage.p ... at=0&pos=3

Das menschliche Auge und diverse Automatiken von digitalen Kameras arbeiten auf so unterschiedliche Weisen, dass es dadurch anscheinend zu völlig eigenartigen Fehlbelichtungen kommen kann. Das ist mir gestern Abend aufgefallen, als ich für einen Freund eine Aufnahme des Vollmondes machen sollte (hört sich ja recht simpel an, oder?).
Ich habe die ersten Versuche mit fester Blende (f=36) und Zeitautomatik veranstaltet:
Ergebnis ist ein weißer Punkt auf schwarzem Hintergrund.

Erst die völlig manuelle Einstellung und Belichtungszeiten von 6s bis zu 1/25s brachten Ergebnisse und Klarheit.

Die verschiedenen Ergebnisse mal als Ausschnitte, Blende permanent f=36:

6s
Bild

5s
Bild

4s
Bild

2,5s
Bild

1,6s
Bild

1,3s
Bild

0,8s
Bild

0,5s
Bild

0,4s
Bild

0,3s
Bild

1/4s
Bild

1/6s
Bild

1/10s
Bild

1/15s
Bild

1/20s
Bild

Ziel der Vollmondaufnahme waren natürlich die Strukturen und nicht ein möglichst helles Bild. Diese Aufnahmen stellen zwar eine extreme Situation da, aber zugleich wird dadurch eine bekannte Schwäche von Automatiken bei extremen Belichtungssituationen deutlich.

Bei Belichtung mit Automatik(6s) ist der Hell-Dunkelübergang derartig problematisch, dass von einem guten Ergebnis nicht die Rede sein kann. Bestenfalls unter künstlerischem Aspekt besteht eine kleine Wirkung auf den Betrachter.

Die Strukturen der Mondoberfläche zeichnen sich langsam ab einer Belichtungszeit von 1,3s ab.

Jeder von uns macht so einige Bilder Unterwasser und nur ein Bruchteil genügt den eigenen Ansprüchen oder wird für würdig befunden, auch den Weg in die Galerie zu finden. Ich selbst besitze ein ausreichendes Maß an Eitelkeit und freue mich darüber, wenn anderen meine Bilder auch gefallen und Reaktionen erzeugen - zuweilen auch Emotionen.
Mein Ziel ist es auch eine große Menge guter Bilder zu machen und dabei sowenig Schrott wie irgend möglich. Die Faktoren Bildkomposition, Kontraste, Bildformat und Motivauswahl spielen auch eine erhebliche Rolle für die Auswertung vom Bildmaterial (diese Faktoren sind in meinem Schrottfaktor berücksichtigt).
Das Verhältnis von guten Aufnahmen zu Schrott ist mir persönlich noch viel zu hoch. Von 1000 Aufnahmen sind vielleicht 50-75 tauglich und davon vielleicht 20 würdig für die Galerie. Das geht dann mal schnell in Richtung einstelliger Prozentwerte (2% - 5%).

Über dieses Verhältnis spricht man als UW - Fotograf scheinbar nicht so gern, es zählen doch meist nur die vorzeigbaren Ergebnisse. Und wenige fragen wie viel Aufwand die eine gute Aufnahme erfordert hat. Die meisten Betrachter der Bilder (solange es sich um Taucher handelt) bringen für einige Motive entsprechendes Verständnis mit. Nichttauchern fehlt diese Fähigkeit oft und das Bild wird nach anderen Maßstäben bewertet.

Wir Digitalos haben es im Vergleich zu den analogen Filmfotografen noch recht einfach. Ist ein Bild ist untauglich und wird es einfach gelöscht.
Das führt für mich zu wesentlich größerem Respekt vor guten Analogaufnahmen und den vorweisbaren Bildern (gelle Jens :P ).
Müsste ich analog UW arbeiten, dann kämen sicherlich wesentlich weniger gute Aufnahmen dabei herum und ich müsste meine Motive Unterwasser strenger auswählen. Denn nach 36 Aufnahmen ist schließlich Schluss(überlange Filme vernachlässigt).

Meine Selbstversuche an Land und unterwasser beweisen mir eins: Üben, üben, üben und nochmal üben... aus Fehlern lernen und ständig versuchen besser zu werden und den Schrottanteil zu verringern.

Belichtung per Automatik kann in Situationen ohne großes Zeitfenster hilfreich sein, ob das Ergebnis dann den eigenen Vorstellungen genügt ist teilweise fraglich, hängt aber auch stark von den eigenen Ansprüchen ab.

Wie hoch ist Eure Anteil / Ausbeute aus den Tauchurlauben?
Habt Ihr ähnliche Erfahrungen mit manuell / Automatik gesammelt?
Welche Tipps helfen (auch mir) weiter, die eigenen Fähigkeiten zu verbessern? (z.B. Motivauswahl, Stellung zum Motiv, etc.)

Ich freue mich auf Eure Meinungen, Kritik und eigenen Erfahrungen (auch was den Schrottfaktor angeht) und Tipps.

so long,
Udo
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Ivo
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Registriert: Do 3. Mär 2005, 10:50

Beitrag von Ivo »

Hallo Udo :P

Wer kam denn bei Canon auf die Idee, den Benutzer im manuellen Modus 2 Tasten drücken zu lassen, damit Er die Blende verstellen kann? :shock: Das ist ja grausam! Mein Beileid...

Also zu dem Mondbild:
Ich bin mir nicht sicher... aber wäre es nicht vielleicht einen Versuch wert gewesen, die Aufnahme auch noch mit einer offenen Blende zu machen?

UW nutzen wir die kleinen Blenden ja gerne im Makrobereich um die Schärfentiefe zu dehnen. Schärfentiefe dürfte aber im Falle des Vollmondbildes weniger das Problem sein.
Mit einer offenen Blende wären dann deutlich kürzere Verschlusszeiten möglich.
Blende f=36 ist ja ein sehr kleines Loch... wenn ich mich recht entsinne, kommt es bei so kleinen Blenden schon zu Beugungserscheinung des Lichtes am Blendenloch. Das führt dann zu Unschärfen. Muss ich nochmal nachlesen - da war auch noch was mit der förderlichen Blende....


Zu der Ausbeute und dem Schrott:
Jo, ergeht mir genauso wie Dir :lol:
500 Bilder - 20-30 die ganz nett sind und 1-2 Spitzenbilder (nach eigenem Empfinden).
Und da die Bilder nix kosten, finde ich das auch gar nicht so schlimm. Mit jedem Bild das in der Tonne landet hat man wieder ein Stück Erfahrung gesammelt, welche dazu beiträgt, den Ausschuß nach und nach zu verringern. So weit die Theorie :lol:
Tatsächlich wachsen im Laufe der Zeit auch die Ansprüche an die eigenen Bilder. Ein Bild, dass man im Jahr zuvor zu den Besseren zählte, verschwindet im Jahr darauf dann vielleicht wieder in der Tonne, da die Ansprüche an die eigenen Aufnahmen wieder ein Stück gewachsen sind.
Somit wird der Ausschuss der Bildern nicht weniger nur die Qualität des Mülls ist eine Andere - sozusagen Edelschrott :lol:

Da die Fotopirsch UW ja eigentlich dem Ziel dient, den perfekten Schuss machen zu wollen (geht mir zumindest so), werden auch nach ein paar Jahren keine 1000 Bilder im Album kleben, die man für perfekt hält. Die 10 oder 20 die man dann hat, werden dann aber auch wirklich absolute Topaufnahmen sein, da man vorher ordentlich ausgesiebt hat. Ich habe 5-6 Aufnahmen mit denen ich rundum zufrieden bin. Ich habe aber auch noch ca. 3000 UW-Aufnahmen, die mich nicht zufrieden stellen - zumindest nicht in dem Maße wie die 5 oder 6.

5 - 6 Aufnahmen.... reicht nicht mal für einen Jahreskalender... :cry: :lol:

Zu den Fehlbelichtungen im manuellen Modus noch mein Tip:
Schau mal nach der UW-Belichtungstabelle, die bei Deinem Inon Z220 dabei war. Kleb Dir die hinten auf Dein UW-Gehäuse. Mit den Werten liegst Du, wenn Du die Entfernung einigermaßen richtig schätzt fast immer richtig.
Bild

Gruß, Ivo
Jens
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Beitrag von Jens »

Hi Udo,

ich bin jeden Urlaub, die kpl. Rückreise und die Woche danach am zittern und beten, dass die gemachten UW-Fotos so geworden sind wie ich sie gerne hätte. Beim abholen im Fotolabor habe ich dann immer ganz weiche Knie. :?

Aus diesem Grund beneide ich Euch Digitalos. Direkt nach dem Tauchgang zu sehen ob die Fotos was geworden sind oder nicht. Ich muss nach dem tauchen direkt an die Bar und mich ablenken. :lol:

Bei mir gibt es Urlaube (Ägypten dieses Jahr) da habe ich sehr großen Ausschuss, weil ich mal wieder meinte einen neuen Film ausprobieren zu müssen und diesen dann leider falsch belichtet habe. Natürlich erst nach dem Urlaub im Labor gemerkt. Mit digital wäre das nicht passiert.

Bei dem letzten Malaysia Urlaub hingegen konnte ich mich mit Ausschuss absolut nicht beschweren. Habe mich aber hier auch auf meine altbewährten Filme verlassen und nicht experimentiert.

Außerdem habe ich mir abgewöhnt viel Ausschuss zu produzieren, da es bei analog ja richtig ins Geld geht. Bei nem 36 Film für 7,- Euro überlegt man zwei mal vorm abdrücken ob es sich lohnt. :lol:

Nein, Spaß bei Seite. Wie Du schon selber sagst. Übung macht den Meister. Und manchmal sind es auch Faktoren wie schlechte Sicht oder viel Strömung die man selbst nicht beeinflussen kann und die wieder etwas mehr Ausschuss erzeugen.

Wenn ich aus einem 36er Film 1-2 Top Off herausbekomme bin ich sehr zufrieden. Ich mache allerdings von einem Objekt schon mal 4-6 Aufnahme mit unterschiedlichen Blenden und Verschlusszeiten. Weil Sicher ist Sicher.

Grüße
Jens
Nikon D200 | Sea&Sea DX-D200 | Nikon 10,5mm Fisheye | Nikon 20mm | Nikon 60mm Makro | Nikon 105mm VR Makro | Nikon 70-180 Makro | Tokina 12-24 | 2x Ikelite DS-125 | Analog: Nikon F90x | Sea&Sea NX-90
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