kritisch hinterfragt

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Rachid
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kritisch hinterfragt

Beitrag von Rachid »

hallo zusammen,

ich schaue mir sehr gerne UW-Fotos an und noch lieber mache ich sie.
Mit der Zeit sind mir einige Foto-Stereotypen aufgefallen.
Wie z.b.
- "gähnender" Anglerfisch
- "gähnender" Feuerfisch
- in die Kamera schauende Pygmäe Seepferdchen
- Mantis Shrimps, die komplett aus der Röhre aufgestiegen sind
- etc.
Als Amateur versucht man sich natürlich auch an daran.
Nach vielen, vielen, vielen Aufnahmen stellt man fest, dass der Mantis Shrimp gar keine Lust hat aus dem Loch zu kommen oder der Anglerfisch einfach nicht müde wird.
Und die Bewunderung steigt für die Fotografen, die diese Fotos geschossen haben. Welche eine Geduld und welche Mühe das doch kostet.

Mittlerweile habe ich bei meinen Tauchgängen gesehen wie einige Fotografen die "Motive" passend geschoben haben, wie mit Stöcken die Tiere aus ihren Löchern gezerrt werden oder mit Spiegel hantiert wird.

Bin ich so naiv, dass ich geglaubt habe, dass die Fotos auf natürlichen Wege entstanden sind? Oder ist es nur die Ausnahme, dass so "manipuliert" wird? Wartet man wirklich den ganzen Tauchgang vor dem Anglerfisch, dass er den Mund öffnet oder ist das einfach "Glückschuß"?

Was denkt ihr? Wie weit darf man gehen?

ein grübelnder
Rachid
Nikon D70s Sea&Sea DX-D70 Fisheye-Dome | Nikon 105 VR, Sigma 10-20mm, 50 mm, Kenko 1,4, Nikon T5, T6 | Nikonos SB-105 | Fuji F810 | SB-800 im Fantasea Gehäuse
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Mantadance
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Beitrag von Mantadance »

Hi Rachid,

ein sehr sehr kontroverses Thema hast du da angesprochen...

eins vorneweg:
ich bin der Meinung dass man nichts anfassen sollte und auch nicht versuchen sollte ein Tier aus seinem Bau zu zerren oder eine Schnecke vor einen besseren Hintergrund zu setzen :!: :!: :!:

Dennoch wird es gemacht :evil: und wenn du die Fotografen nicht inflagranti dabei erwischst, wirst du es ihren Fotos später nicht ansehen können :roll:

Es gibt aber auch positive Ausnahmen am anderen Ende der Skala.. Beim Scandiskredsea shootout letztes Jahr hat z.b. jemand 58 minuten vor einem Anglerfisch gewartet, bis dieser dann endlich das MAul aufgemacht hat :lol:
Dieses Bild war dann später auch unter den Gewinnerbildern :)

Genau das gleiche Problem hast du doch, wenn ein Objekt nicht so einfach zu fotografieren ist, weil Pflanzen, Korallen, Gorgonien oder sonstiges dazwischen ist...

Ich denke da muß sich jeder selber fragen, ob er lieber auf ein gutes Motiv verzichtet weil sonst etwas kaputtgehen würde oder ob er es in Kauf nimmt um ein gutes Foto zu schießen...
Am Ende weiß es sowieso nur derjenige selber und muß es dementsprechend nur vor sich selbst verantworten....
In diesem Zusammenhang finde ich das Handschuhverbot im roten Meer übrigens spitze!!

Ich denke aber auch, dass man unterscheiden muß zwischen "aus dem Bau rauszerren" und hervorlocken...
Wenn du mal 10 Minuten oder so vor einem Objekt verbringst wirst du feststellen, dass einige Meeresbewohner um einiges zutraulicher werden, wenn sie merken, dass du sie nicht fressen willst. Einige werden sogar richtig neugierig...
Zum hervorlocken kann ein Spiegel recht hilfreich sein (m.E. ist der Spiegel auch als instrument ok, ist schließlich nichts anderes als die frontscheibe deines Domeports)...
Für mich ist das herauslocken jedenfalls nicht verwerflich solange das Tier zu nichts gezwungen wird...ich laß mir ja auch von cleaner shrimps ne Maniküre verpassen :lol:

Ich bin mal gespannt was es hier sonst noch für meinungen zu diesem Thema gibt 8)
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Roland P
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Beitrag von Roland P »

Ich sags mal so,

zum einen möchte ich nicht wirklich intensiv auf das Thema eingehen, es wird soviel Meinungen wie Taucher geben - jeder hat gute Argumente.

Ich sehe es sicher nicht so streng wie Mantadance, von wegen man sollte nichts anfassen, aber dennoch gehöre ich sicher zu denen, die eben keine Bilder verkaufen müssen - auf mir lastet kein Druck - und das ist gut so.

Aus der aquaristischen Praxis weiss ich - nicht jede Koralle stirbt nach dem anfassen, sie wird auch nicht veletzt etc. etc. etc.
Vieles was da an Meinungen so in den Köpfen existiert ist schlichtweg falsch.

Nur tauche ich auch nicht durch die Gegend und grapsche alles an - warum sollte ich - ich kann ja tarrieren - und vieles nesselt, schleimt, sticht oder brennt - von daher .......

Desweiteren ist selbst das Fotografieren mit Blitz eine Belastung für Tiere - Grob gesagt könnte ich mich 20-30 Blitzen ein Garnele sicher leicht anbraten - ich neige dazu das nicht zu machen ..........

Mantis Schrimps sind auf den Phlippinen sehr oft im Riff unterwegs, die brauchst Du nicht aus dem Loch locken ..........
Jedem der es versucht wünsche ich viel Glück, vor allem für seine Finger ......

Ich habe aber auch im letzten Jahr den Taifun in den Philippinen erlebt, die Zerstörung beschreibe ich mal in einem Satz :

Dieses Maß an Zerstörung schaffen 100.000 Tauchanfänger in 100.000 Jahren nicht :!:

Von daher bewerte ich die Flosse eines Anfängers in einer Koralle nun auch etwas anders.


Andererseits gehe ich auch ( nächste Woche :D ) mit jemandem Tauchen, der schon mal 4 Stunden vor einem Loch liegt und wartet, dessen Bilder findest Du in vielen Büchern.

Von ihm hab ich viel gelernt und lerne noch - Geduld zahlt sich oft aus.

Seit ich mit ihm tauche, weiss ich, das mein Tauchcomputer nach 100 Minuten einfach einen neuen Tauchgang annimmt ...... :evil:
Sein Aladin fängt nach 200 Minuten neu an :shock:
mfg
Roland
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uw-knipser
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Beitrag von uw-knipser »

hai @ all,

das ist wirklich ein ganz heisses thema, bei dem schnell die emotionen hochkochen können - gerade dann, wenn man nicht vis á vis diskutiert.
sicher wird es soviele meinungen wie taucher geben, aber für ALLE gibt es EINE regel: nichts anfassen! (wenn ich mich nicht irre wird dies bei jedem verband in der ausbildung gelehrt, bei den uw-fotokursen sowieso. also mit welchem recht es missachten?)

aber, auch wenn naturgewalten zerstören, was die natur selbst und ohne zutun des menschen geschaffen hat, so sollte dennoch jeder auf seine bewegungen uw achten, denn wir sind dort nur zu gast. und wenn man bei jemandem zu gast ist, dann schmeisst man ja nicht gleich alles um - oder ist es euch völlig wurscht, wenn ein gast bei euch zu hause wegen nachlässigkeit den niegel-nagel-neuen 104" LCD-fernseher in die ewigen jagdgründe schickt? kommt mir jetzt nicht mit hausrat- und/oder haftpflichtversicherung --- bekanntlicher weise kann eine koralle keine abschliessen ....

fazit:
keinem von uns würde es gefallen, wenn jemand aus nachlässigkeit werte zerstört, die wir selbst mühsam geschaffen haben. keinem würde es gefallen, wenn uns jemand hin- und herschubsen würde, nur weil er ein gutes foto von uns herumzeigen möchte. und deshalb sollte man die gegebenheiten uw so nehmen, wie sie sind. wenn das perfekte motiv nicht bei diesem TG dabei ist, dann eben beim nächsten TG ...

leider und nicht umsonst haben die uw-fotografen und -videofilmer wegen der missachtung des nichts-anfassen-gebots nicht gerade den besten ruf!

es sollte an uns sein, das zu ändern.

immer nach dem prinzip: for eyes only!

in diesem sinne ...
greetz
der rob
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Andre
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Beitrag von Andre »

Hallo Rachid,

ich finde, das ist ein sehr interessantes Thema, was Du da anreisst. Leider eignet sich das Thema eher für einen Gedankenaustausch im realen Leben, als denn in einem Diskussionsforum, weil man - ich zumindest - gar nicht so viel und so schnell schreiben kann, was mir gerade in den Sinn kommt.

Die blosse Anwesenheit eines Tauchers ist bereits ein Eingriff in die Natur, der sehr viel weitgehender ist, als die Präsenz für sich allein genommen.

Huch, hört sich nach einem ziemlich geschwollenen Satz an, aber denkt doch nur mal daran, welche natureingreifenden Dinge stattfinden (müssen), damit man erst mal bis zum grossen Schritt ins Wasser kommt.... und, auf was kommst Du alles?

Da ist der abgebrochene 250 Jahre alte Korallenast oder die für ein freigestelltes Foto umgesetzte Nacktschnecke ja wohl wirklich das kleinste Übel.

Gruss,

Andre
(der noch nichts zu seiner persönlichen Einstellung diesem Thema gegenüber erwähnt hat ;-))
André

Canon EOS 10D im Sealux ¦ Canon EOS 7D im Subal mit Ivo-Verhüterli für den Dome, 14mm, 50mm und 18-50mm Sigma, 100mm Canon, 12-24mm und 10-17mm Fisheye Tokina, 2x Z220F
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Jarek
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Beitrag von Jarek »

Hallo Rachid,
hier mein gähnender Anglerfisch: ohne etwas abzubrechen, mit Spiegel zu spielen oder anzufuttern. Dank Nitrox und viel Geduld klappt es. Tipp von mir, so lange vor zu sitzen und Blondinenwitze zu erzählen bis er zu Gähnen anfängt, klappt garantiert. :lol: (beim Roten Angler natürlich Witze über die Rothaarige). Quatsch, im ernst, einfach zu richtigem Moment am richtigen Platz.
Gruss Jarek :D

Bild
swisstrav
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Registriert: Di 20. Feb 2007, 11:52

Beitrag von swisstrav »

ist das mein erster beitrag?

ist eigentlich schon alles gesagt. ich hab den eindruck, dass wir das ganze mit dem nichtanfassen etwas übertreiben.

wer schon mal einer schildkröte beim fressen zugesehen hat....

den büffelkopf ein stück aus der tischkoralle rausbrechen....

oder eben ein taiffun. boulders war darnach platt....

der wird sich warscheinlich nicht zum absoluten ökoapostel aufschwingen. ja, auch ich scheuche schon mal eien mantis mit dem stöckchen aus seinem loch (nicht ziehen, sein loch hat immer 2 öffnungen). einige hauen ab, andere bleiben interessiert stehen und guchen was da abgeht.

oder platziere mal einen stein mit einer schnecke drauf um - nie die schnecke selber...

oder rupfe mal grans in front von einem sujet aus, oder entferne steine.

dazu weiter, solang tiere flüchten können, wenn sie berührt, etc werden, ist für mich alles in ordnung

für diese bilder betrug die totale tauchzeit 2 std 15min. geduld ist alles

Bild
Bild[/img]
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Ivo
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Beitrag von Ivo »

@ swisstrav

Gott sei Dank!
Ich dachte schon ich hätte was an der Murmel und wäre ein Ökoterrorist :roll:

Schließe mich Deiner Meinung völlig an. Und mehr noch! Ich kraule gerne Oktopusse, wenn sie es denn zulassen :lol:


Gruß, Ivo
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rost
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Beitrag von rost »

H(a)i,

hatte gerade folgendes Erlebnis auf den Malediven: Ein norwegischer UW-Fotoprofi wurde stets von einem etwa 30 cm langen Stöckchen aus Alu begleitet. Der standorttreue Blattfisch, den der Fotograf knipsen wollte, saß leider nicht ganz so, wie es sich der Knipser vorstellte. Also wurde das Stöckchen eingesetzt und der Blattfisch so lange damit geschubst, bis er in einer Umgebung saß, die dem Fotografen passend erschien. Dann begann das Blitzlichtgewitter.

Der Blattfisch hat die Prozedur überlebt. Allerdings dürfte er sich nach dieser unpassenden Behandlung ein neues Versteck gesucht haben. Folge: Nachfolgende Taucher, speziell auch Fotografen, hatten keine Chance mehr, sich an dem Tierchen zu erfreuen :( :( .

Schöne Grüße
Rolf
--- Canon 7 D im Ikelite-Gehäuse mit Canon EF 17 - 40, Tokina 10 - 17, Canon 60er und 100er Macro; 2 x Ikelite-Blitz (DS 125, DS 160) ---
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Mantadance
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Beitrag von Mantadance »

...naja hauptsache der Fotograf hatte sein Foto.... :roll:
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Ivo
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Beitrag von Ivo »

OK - sehe ich ein! Es gibt sicher auch Grenzen, die man nicht überschreiten sollte...

Gruß, Ivo
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Mantadance
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Beitrag von Mantadance »

Es gibt sicher auch Grenzen, die man nicht überschreiten sollte...
...meine Rede Ivo...

Wo die Grenze jeder für sich setzt muß jeder für sich allein entscheiden...

Nur, ich finde halt Aussagen wie "ein Thaifun zerstört mehr als 100.000 Taucher in 100 zerstören könnten" einfach unpassend, weil sie schlicht und ergreifend das falsche Signal aussenden.
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Mike-Dive
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Beitrag von Mike-Dive »

Hi ,
es soll ja schon Fotografen gegeben haben die einen Fisch betäuben um dann ein astreines Makro zu machen. Hinterher merkt das ja keiner .... aber das muss eben jeder mit sich selbst ausmachen sollte allerdings jemand so etwas oder ähnliches beobachten sollte man das an den Pranger stellen am besten mit Beweisfoto und Roß und Reiter nenen...... als Schwarzbuch so zu sagen so führt das dann eventuell zum umdenken.
und wenn das Schule macht werden die Profis vorsichtiger denn heute hat ja fast jeder Taucher nen Foto dabei........

Michael
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always a little step ahead


ne Menge Kram um Fotos UW zu machen. z. B. DSLR Canon, Olympus, Nikon, usw
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